Stadtoldendorf/Bad Schandau (rus). Feuer in der Sächsischen Schweiz: Mehr als 250 Hektar Fläche sind von einem Großwaldbrand betroffen, der sich von Tschechien über die Grenze bis in den Nationalpark Sächsische Schweiz in Deutschland ausgebreitet hat. Hunderte Einsatzkräfte verschiedener Hilfsorganisationen befinden sich vor Ort und arbeiten Hand in Hand, unter ihnen natürlich zahlreiche Feuerwehren und daneben auch die Hilfsorganisation @fire. Als aktiver Feuerwehrmann und Teamleiter bei @fire ist auch Michael Krell aus Stadtoldendorf dabei.
Seit 1995 ist er aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr Stadtoldendorf, seit 2013 beschäftigt er sich mit dem Thema Vegetationsbrände und engagiert sich in der Hilfsorganisation von @fire. „Ich habe damals festgestellt, dass es im deutschen Feuerwehrwesen leider keine Ausbildung oder Ausbildungsunterlagen zu dem Thema gab“, erinnert sich Krell, wie er damals auf @fire aufmerksam wurde. Inzwischen ist er der Teamleiter des Regionalteams Niedersachsen / Harz sowie der Verantwortliche für die interne @fire-Grundlagenausbildung in der Vegetationsbrandbekämpfung. Dieses Engagement führte ihn auch auf seinen jüngsten Einsatz in die Sächsische Schweiz.
Der Schwerpunkt liegt hier in der Brandbekämpfung in unwegsamen Gelände. Gerade hier können die hochmobilen Handcrews von @fire ihre Stärke ausspielen und gezielte Maßnahmen zur Brandbekämpfung in dem teils schwer zugänglichen Gelände einleiten. Zudem wird durch die Spezialisten ein gezielter präventiver Feuereinsatz durchgeführt, um eine weitere Ausbreitung des Brandes auf schwer zugängliche Flächen zu verhindern. Neben der Arbeit der Handcrews im Gelände unterstützen die @fire-Fachberater außerdem die verschiedenen Einsatzabschnittsleitungen mit ihrem Fachwissen und koordinieren die Wasserabwürfe der derzeit zwölf eingesetzten Hubschrauber.
Die besondere Topografie erschwert die Löscharbeiten
Es ist bereits der neunte Waldbrandeinsatz in diesem Jahr, bei dem die Organisation, die sich unter anderem auf derartige Vegetationsbrände spezialisiert hat, unterstützt. 250 Hektar stehen in Flammen, teilweise 12 Löschhubschrauber helfen aus der Luft, der Rest muss mit Trupps am Boden erledigt werden. Dabei stellt die besondere Lage die Einsatzkräfte vor große Herausforderungen, wie Michael Krell erklärt: „Die Topografie, mit ihren Steilhängen, Schluchten und Klippen ist für uns eine der größten Herausforderungen“. Die Sicherstellung der Wasserversorgung, die Erreichbarkeit der Brandstellen und auch die Übersichtlichkeit werden durch die dortigen Verhältnisse erschwert. „Das sind ähnliche Bedingungen, wie wir sie aus dem Harz kennen“, zieht Krell den Vergleich.
Nachts ist die Gefahr im dunklen Wald zu groß
Unterwegs auf diesem Terrain ist er zu Fuß mit den einzelnen Löschteams, Platz für Großfahrzeuge und viel Equipment bleibt meist nicht. Ausgestattet sind die Einsatzkräfte dabei mit Löschrucksäcken, mobilen Wetterstationen, Laubbläsern, Flämmkannen, Motorsägen und speziellen Handwerkzeugen zum Anlegen von Wundstreifen oder Ausgraben von Glutnestern. „Diese Einsatzmittel bewähren sich bereits seit Jahren in Südeuropa, den USA und anderen „Waldbrandländern“, um in schwer zugänglichen Bereichen möglichst mobil und wasserarm bzw. wasserlos eine effiziente Waldbrandbekämpfung durchzuführen“, erklärt Michael Krell. Nachts allerdings stehen die Arbeiten zumindest im Waldgebiet nahezu still. „Es gab verhältnismäßig viele Glutnester, kleinere Brände und regelmäßig das Geräusch umstürzender Bäume, welche einfach irgendwann durchgebrannt waren“, erklärt er. Die Gefahr durch umstürzende Bäume führte auch dazu, dass die Waldstücke bei Dunkelheit nicht betreten werden konnten, „einfach, um unsere Einsatzkräfte nicht zu gefährden“.
Bei Tagesanbruch dann steigt die die Aktivität des Feuers meist wieder an. Stets unter Absicherung durch Beobachtungsposten, welche das Umfeld und speziell die geschwächten Bäume im Blick hatten, ging es vorwärts. Es wurde sogar taktisches Nutzfeuer eingesetzt, um in schwer zugänglichen Bereichen dem Feuer den Brennstoff zu entziehen und dadurch erlöschen zu lassen.
Feuerwehr in Gelb? Das ist @fire
Die Hilfsorganisation @fire ist eine zu 100% ehrenamtliche Hilfsorganisation, die sich zum größten Teil durch Spenden finanziert. @fire gibt es bereits seit 20 Jahren, die aktuell rund 300 Mitglieder leisten internationale Katastrophenhilfe nahezu weltweit, besonders nach Naturkatastrophen wie etwa bei Waldbränden. Nach den verheerenden Waldbränden in Europa Anfang der 2000er Jahre fragte sich eine handvoll engagierter Feuerwehrleute, wie man es trotz der föderalen Strukturen in Deutschland schaffen könnte, als deutsche Feuerwehr im Ausland zu helfen. Die Geburtsstunde der Hilfsorganisation, die sich auch heute noch maßgeblich aus ehrenamtlichen Feuerwehrleuten zusammensetzt. Weitere Infos über @fire und seine vielen Facetten können auch über www.at-fire.de in Erfahrung gebracht werden.
Michael Krell ist nach seinem mehrtägigen Dauereinsatz inzwischen wieder in der Heimat angekommen, der Einsatz von @fire wird vor Ort allerdings mindestens noch bis in die erste Augustwoche andauern. Auch am Freitag meldeten örtliche Medien, dass vielerorts weitere Feuer ausgebrochen sind.
Fotos: Krell, @fire, Archiv