Eschershausen (lbr). „1884 haben meine Urgroßeltern Caroline und Wilhelm das Geschäft eröffnet“, berichtet Hans Ohm. Am 30. Juli 2022 schließt der Familienbetrieb aus Eschershausen nach 138 Jahren seine Türen. „Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagte der Fleischer und seine Frau Ursula ergänzt: „Wir werden unsere Kunden sehr vermissen. Wir hatten nie unfreundliche Kundschaft, sondern immer sehr viel Spaß und Freude an unserer Arbeit.“
Die Fleischerei Ohm ist eine Institution in Eschershausen. Ob beim Erntefest in Wickensen oder beim Kartoffelbratfest in Eschershausen, Ursula und Hans Ohm haben stets mit angepackt. Besonders bekannt ist die Fleischerei für ihr leckeres Mett, die würzigen Grillspezialitäten, das abwechslungsreiche Mittagsangebot und den vielseitigen Partyservice. Von Canapés, über eine herzhafte Suppe, hausgemachten Braten und Kartoffelgratin - hat sich über Jahrzehnte ein großes Angebot und eine treue Kundschaft etabliert.
Zur Historie: 1884 gründete Wilhelm und Caroline das Geschäft am Steinweg in Eschershausen. „Während des Ersten Weltkrieges führte Caroline das Geschäft, bis ihr Sohn August aus dem Krieg zurück war“, berichtete Hans Ohm von seinen Großeltern. 1950 übernahmen dann Wilhelm und Anna Luise den Familienbetrieb. In den 80er Jahren kam der Partyservice hinzu. „1984 übernahmen mein Bruder und ich dann das Geschäft“, erklärt er. Ab dem Jahr 1999 führten Hans und Ursula den Betrieb dann alleine. Von 2000 bis 2006 waren sie auch im Rewe in Bodenwerder vertreten. Um 2000 herum kam das Mittagsangebot hinzu, welches gerade von vielen älteren Eschershäusern regelmäßig genutzt wurde. „Von 2005 bis 2015 sind wir mit unserem Verkaufswagen hinter dem Ith und Hils unterwegs gewesen“, erinnert sich der Fleischer. Einen Nachfolger für das Geschäft gibt es nicht und das kann Hans Ohm auch nachvollziehen. „Es ist schon ein harter Job und auch wir hatten in den letzten Jahren mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen“, erklärt er. Corona habe den Traditionsbetrieb nicht so sehr getroffen: „Klar, im Bereich des Partyservice lief nichts, doch die Leute haben viel zu Hause gekocht und gegrillt“, erklärt er. Da habe ihn die große Straßenbaustelle am Steinweg in Eschershausen vor ein paar Jahren nervöser gemacht.
Ursula und Hans Ohm blicken auf viele schöne Jahre und Erinnerungen zurück. „Wir haben ein tolles Team und immer Spaß gehabt“, erklärt er. „Auch mit den Behörden hatten wir immer ein gutes Verhältnis. Darüber können wir wirklich nicht meckern“, ergänzt Ursula. Dennoch sagt der Fleischer auch: „Das Handwerk stirbt leider aus. Es ist sehr schade, dass dadurch auch die unterschiedlichen Geschmäcker aussterben. Hier im Lennetal hat man manches ja auch anders zubereitet.“
Am letzten Tag, Samstag 30. Juli wird noch ein kleiner Flohmarkt neben dem Geschäft stattfinden. „Wir haben noch zahlreiche Platten zum Anrichten, Töpfe und weiteres Geschirr, das neue Besitzer sucht“, sagt Hans Ohm schmunzelnd. Einige Kunden haben bereits nach Rezepten gefragt, denn sie werden den Traditionsbetrieb gewiss vermissen. „Besonders beliebt ist das Bratwurstrezept“, sagt er lachend.
Fotos: lbr/Familie Ohm