Holzminden/Hameln-Pyrmont (red). Auf dem rund 40.000 Quadratmeter umfassenden Baufeld im Bereich des ehemaligen Tagebaus Humboldt hat sich viel getan. Nachdem bereits im vergangenen Herbst und Winter umfangreiche Vorarbeiten zusammen mit den Niedersächsischen Landesforsten durchgeführt wurden, haben seit März die Baumaschinen der Firma Mittelweser Tiefbau im Auftrag des Leineverbandes mehr als 20.000 Tonnen Boden auf den Flächen der Landesforsten bewegt. Ziel ist hierbei die ökologische Aufwertung und Renaturierung eines ca. 800 Meter langen Abschnitts der Saale.
„Es wurden bereits 400 Meter neuer Gewässerlauf modelliert, weitere 400 Meter Gewässerlauf der Saale ökologisch umgestaltet und eine wechselfeuchte Sekundäraue auf gesamter Lauflänge geschaffen. Es wurden Wurzelstubben, Kies und Baumstämme als Strukturelemente eingebaut, zwei Bauwerke sowie die Schälerbrücke zurückgebaut und der Wasserstand im Weinberger See um 1,50 Meter abgesenkt“, erklärt Forstamtsleiterin Christine Knust.
Ein nächster Schritt wird die Errichtung von mehreren Bauwerken sein: „Drei dieser Bauwerke regeln die Wassermengenverteilung zwischen neuem Saalelauf und dem Weinberger See. Hierdurch wird im Hochwasserfall ein Großteil des Wassers in den abgesenkten Weinberger See geleitet. Die Hochwassersicherheit für Wallensen und Salzhemmendorf wird so deutlich gesteigert. Des Weiteren soll eine neue, ökologisch durchgängige und verkehrssichere Brücke errichtet werden“, beschreibt Verbandsingenieur Fabian Kober vom Leineverband.
Bei dem Baugrund handelt es sich vornehmlich um Verfüllungen mit Restmaterial aus dem Tagebau. Leider ist dieser Füllboden entgegen der damaligen Erkenntnisse bis in eine sehr große Tiefe anzutreffen. Dieser Füllboden ist wenig tragfähig und die finale Planung der Bauwerke ist erst in der jetzigen Bauphase möglich.
Der Materialmangel aufgrund des Ukrainekriegs verhindert nun allerdings zusätzlich eine zeitnahe Beschaffung der notwendigen Bauteile, sodass eine Fortführung der Arbeiten frühestens im Herbst 2022 erfolgen kann. Zur Aufrechterhaltung der Wegeverbindung wurde eine temporäre Ersatzbrücke errichtet.
Trotz Unterbrechung der Bautätigkeiten kam es zu einem Eintrag von Material in die Saale und hierdurch zu einer erheblichen, aber ungefährlichen Gewässereinfärbung und -trübung. Das torfartige Material ist so leicht zu mobilisieren, dass es sowohl durch Wind, Erosion bei Regen als auch bei Normalabfluss aus der Böschung und der Sohle gespült wird. Diese Eigenschaften waren zum Planungszeitpunkt nicht bekannt und haben sich erst in der extremen Trockenperiode gezeigt.
Solange das torfhaltige Material im Wasser fließe, stelle es keine Gefahr für Fische und Kleinstlebewesen dar beruhigte der eigens eingeschaltete Gutachter. „Um aber Ablagerungen in Staustrecken zu reduzieren, versuchen wir die Mobilisierung aus dem Baufeld und der Saale selber einzuschränken“, erklärt Jens Schatz, Geschäftsführer des Leineverbands als Bauträger.
„Wir werden dauerhafte Sedimentfänge errichten und abgelagertes Material absaugen. Zudem wird Kies in die Gewässersohle eingebracht und die Böschungen stabilisiert, um weitere Auswaschungen zu vermeiden“, so Schatz weiter
Insgesamt werden ca. 1,0 Mio. € für die Maßnahme veranschlagt. Ein Großteil dieser Kosten wird durch das Land Niedersachsen gefördert. Die Niedersächsische Landesforsten, der Flecken Salzhemmendorf, die Samtgemeinde Leinebergland, der Landkreis Hameln-Pyrmont und der Landkreis Hildesheim übernehmen den verbleibenden Anteil. Der Leineverband stellt das Personal für die Projektkoordinierung.
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