Holzminden (red). Fast 30 Jahre ist es her, da setzten sich Vertreter der Wirtschaft und der Verwaltung aus dem Landkreis Holzminden zusammen an einen Tisch, um gemeinsam über strukturelle Anforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten für die Region zu diskutieren. Wer miteinander redet, so die Idee dahinter, versteht die Probleme des anderen besser und findet am Ende auch gemeinsam Lösungen. Doch das Format kam in die Jahre, in der Pandemie versiegten die Gespräche schließlich ganz. Mit der Gründung eines Wirtschaftsbeirates, der miteinander streitet, um nach außen hin gemeinsam Position zu beziehen, hat Landrat Michael Schünemann eine Wiederbelebung des Dialogs versucht. Mit Erfolg: Denn diskutiert wurde beim ersten Aufschlag in den Berufsbildenden Schulen Holzminden umfassend und konstruktiv. Doch bringt das den Landkreis wirklich weiter?
Neu bei der Installation eines Wirtschaftsbeirates war nicht nur der Name, neu war auch die Zusammensetzung. Denn während das Wirtschaftsgespräch sich zuletzt vor allem aus Wirtschaftsvertretern des Großraumes der Kreisstadt zusammensetzte, kamen diesmal Unternehmer*innen aus dem gesamten Landkreis auf Einladung des Landrates. Michael Schünemann unterstrich in seiner Begrüßung, warum man vonseiten der Verwaltung einen neuen Rahmen mit dem Beirat setzen wolle. „Der Dialog ist uns abhandengekommen“, konstatierte Schünemann, darin sei man sich beim letzten Treffen im kleinen Kreis mit Vertreter*innen aus der IHK und Kreishandwerkerschaft im Frühsommer 2020 sehr schnell einig gewesen. Dabei sei es ihm sehr wichtig, das Verwaltungshandeln auch und gerade an den Belangen der Wirtschaft auszurichten.
Dass da mehr ginge, unterstrichen auch die Wirtschaftsvertreter im folgenden Gespräch. „Wir müssen uns fragen, welche Stolpersteine es bisher gab und wie die zu beseitigen sind“, machte beispielsweise Thomas Strebost von Heller Leder, Hehlen, deutlich. Bei durchaus unterschiedlichen Ansätzen überwog am Ende jedoch die Gewissheit, dass nur zusammen eine positive Entwicklung für den Landkreis in ähnlicher Form wie beispielsweise im Emsland erreicht werden könne. „Der Landkreis braucht Unterstützung“, brachte Hans-Heinrich Besbard, Bauunternehmer aus Delligsen, das auf den Punkt, „es gibt da viele Hindernisse, die wir gemeinsam abbauen können.“
Dass alle Teilnehmenden sich regelmäßig wieder treffen wollen, stand hinterher außer Frage. Der Wirtschaftsbeirat möchte künftig durch seine Arbeit aktiv dazu beitragen, die regionalen Potenziale im Landkreis Holzminden zu stärken und weiterzuentwickeln.
Während die Verwaltung für den nächsten Termin im September eine langfristige strategische Zielsetzung mit einer genaueren Schwerpunktsetzung vorbereiten will, werden Industrie- und Handelskammer sowie Kreishandwerkerschaft mit einem Fragenkatalog bei ihren Mitgliedern im Landkreis ein genaueres Stimmungsbild abfragen.
Foto: Landkreis Holzminden