Uslar. Manche denken dabei an Kinder-Tagesstätten, Ferienlager oder eine Wohngruppe. In unserem Fall trifft alles zu. Dennoch freut sich Bereichsleiter Tobias Halter über eine Besonderheit, denn das Fundament bilden im Uslarer Albert-Schweitzer-Kinderdorf die Kinderdorffamilien. Die Hausleitungen oder Kinderdorfeltern stellen sich einer großen Herausforderung und nehmen bis zu 7 Kinder, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht bei ihren Eltern leben können, in ihre Familie auf. Auf diese Weise erhalten sie optimale Entwicklungschancen. Zusätzliche pädagogische Fachkräfte und Hauswirtschaftskräfte kommen unterstützend hinzu. Das pädagogische Konzept im Albert-Schweitzer-Kinderdorf ist eine echte Teamleistung.
Die Familie schafft einen stabilen Lebens- und Beziehungsrahmen, der sich am normalen Familienleben orientiert. Die Elternrolle übernehmen unsere Kinderdorfeltern.
Im Sinne von Albert Schweitzer steht das Miteinander und Füreinander im Mittelpunkt des Alltags jeder einzelnen Kinderdorffamilie.
Jede Familie bewohnt ein eigenes Haus mit Garten. Diese intensive Form des Zusammenlebens bietet den jungen Menschen Stabilität, Verlässlichkeit und Schutz. Die Kinder erfahren durch die pädagogische Betreuung der Kinderdorfmitarbeiter Klarheit in der Erziehung. Leibliche Geschwister wachsen zusammen auf. Jede Familie gestaltet ihren Alltag selbstständig. Gemeinsame Mahlzeiten, Freizeit, Feste und Urlaube erlauben die Entwicklung einer familiären Atmosphäre, die Halt und Geborgenheit gibt.
Die Kinderdorfeltern bleiben für viele Kinder Rückhalt und Anlaufstelle selbst dann noch, wenn sie längst selbständig sind und eigene Familien haben. Die Dorfgemeinschaft ist mit insgesamt acht Familien stark und lebendig.
Seit der Gründung vor über 60 Jahren fanden 500 Kinder in den Kinderdorffamilien für kurze oder lange Zeit ein Zuhause. Auf Schweitzers Ethik basiert das Wirken aller im und für den Verein Tätigen: "Wir wollen jedes Kind in seiner Persönlichkeit achten, in seiner individuellen Eigenart annehmen, in seinen Fähigkeiten stärken und fördern", sagt Tobias Halter.
FaQ´s zum Albert-Schweitzer-Kinderdorf
Gibt es überhaupt Urlaub?
Ja. Sie haben Anspruch auf Freizeit und geregelten Urlaub. Je nach Familiengröße unterstützen ErzieherInnen und eine Haushaltshilfe im Familienalltag. ###Wir bekommen die Familien Rat und Hilfe?
Albert-Schweitzer-Kinderdorfeltern sind in ein sozialpädagogisches Fachteam eingebunden. Sozialpädagogen und Erzieher sowie externe Therapeuten unterstützen die Arbeit. Sie arbeiten mit Institutionen und Ämtern zusammen. Supervision und Fortbildung sind selbstverständlich. Die Bereichsleitung stellt eine 24-stündige Unterstützung sicher. Bei den regelmäßigen Team- und Reflexionsgesprächen sowie bei Supervisionen werden alle Probleme geklärt.
Wo gehen die Kinder zur Schule?
Die betreuten Kinder besuchen öffentliche Schulen und andere Einrichtungen in der Umgebung.
Haben wir Kontakt zu den Eltern der betreuten Kinder?
Ja, der Kontakt der Kinder und Jugendlichen zu ihren Herkunftsfamilien ist sehr wichtig und wird – wo es möglich ist – erhalten oder neu aufgebaut. Sie arbeiten daher mit den Familienangehörigen zusammen. Das ist nicht immer einfach, aber für die Entwicklung der Kinder unerlässlich. Stabilisiert sich die Situation in der Herkunftsfamilie, werden die Kinder zurückgeführt.
Gibt es Sozialleistungen für die Mitarbeitenden?
Das Albert-Schweitzer-Familienwerk legt großen Wert auf die bestmöglichen Arbeits- und Sozialbedingungen der insgesamt 900 Mitarbeitenden. Der gemeinnützige Verein zahlt nach Haustarifvertrag (ähnlich TVÖD/TV-L) mit einer Jahressonderzahlung und einer arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Altersversorgung. Als eine echte Besonderheit bietet der Verein den Service einer anonymen, telefonischen und/oder persönliche Sofortberatung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Familienangehörige zu allen privaten, beruflichen und psychologisch-gesundheitlichen Anliegen inkl. Recherche- und Familienservice sowie Ärzte-Service (Hotline).
Gibt es weiter Einrichtungsteile?
Neben den Kinderdorffamilien gehören zum Portfolio des Albert-Schweitzer-Kinderdorfes in Uslar Erziehungsstellen, die Fachberatung Pflegestellen, die Wohngruppe "An der Ahle", die Wohngruppe Teichhof, das Jugendwohnen, der kleine Kindergarten, ein Jugendcamp und das Berufsförderzentrum.
Hintergrund: Das Albert-Schweitzer-Kinderdorf Uslar: Neben den acht Kinderdorffamilien, die für die Betreuung von 38 Kindern zuständig sind, gehören auch vier Erziehungsstellen mit insgesamt sieben Kindern sowie Pflegefamilien zum Konzept des Uslarer Kinderdorfes. Zwei Wohngruppen mit 18 stationären Plätzen mit zusätzlich 2 Verselbstständigungseinheiten sowie einer in Planung befindlichen dritten Wohngruppe mit voraussichtlich 9 Plätzen, das Jugendwohnen mit 7 Plätzen, ein integrativer Kindergarten, ein Jugendcamp und ein Berufsförderzentrum runden das Angebot ab.
Alle Infos: www.kinderdorf-uslar.de
Foto: Albert-Schweitzer Kinderdorf