Landkreis Holzminden (red). Der aktuelle Krieg in der Ukraine berührt uns als Erwachsene in sehr hohem Maß. Wir sind häufig emotional überfordert und stark verunsichert. Er stellt uns aber auch im Umgang mit unseren Kindern vor ganz neue Herausforderungen. Auf diesem Hintergrund hat die pädagogische Frühförderung Zeh zu einem Elternabend eingeladen.
Im Mittelpunkt des Abends stand der Austausch darüber, wie wir als Eltern und Fachkräfte auf die Ängste unserer Kinder eingehen und ihnen Sicherheit geben können. Zur Einführung in das Thema las die pädagogische Leitung der Frühförderung Christine Zeh eine Kindergeschichte über Krieg und Frieden vor. (Autorin: Kinderschutzfachkraft Silvia C. Müller). In dieser ging es um einen großen Streit im Zauberwald, bei dem Gebietsgrenzen verändert werden und viele Tiere ihr Zuhause verlieren. Obwohl sich die Fronten zwischendurch verhärten, kommt es durch ein besonnenes und schlaues Verhalten zum Abschluss eines Friedensvertrags, der allen Waldbewohnern ein friedliches Zusammenleben ermöglicht.
Im anschließenden Gespräch verdeutlichten die Eltern, wie unterschiedlich ihre Kinder auf das Thema "Krieg" reagieren würden. Das Spektrum der Kinderäußerungen reichte von der großen Angst, der Krieg könnte zu uns herüberschwappen, mit der Konsequenz, z.B. "in die Schweiz oder nach Österreich flüchten" zu müssen bis zum tatkräftigen Kinderentschluss, selbst in die Ukraine ziehen zu wollen, "um das zu regeln". In Ihrer Funktion als Fachberaterin der Frühförderung Zeh griff Cornelia Meissner anschließend das Thema Angst, Ohnmacht und Unsicherheit auf und appellierte an die Eltern, gerade jetzt besonders darauf zu achten, was ihre Kinder äußern und sagen, wie und was sie spielen (z.B. auch mit Spielzeugwaffen) und wie sie sich verhalten.
Wir als Eltern und Fachkräfte haben die Aufgabe, die Fragen der Kinder im Zusammenhang mit Krieg verständlich zu beantworten. Dabei geht es weder um Verharmlosung, noch um Dramatisierung. Wir dürfen unseren Kindern zeigen, dass wir auch selbst verunsichert sind. Allerdings sollte unser eigenes Reden und Handeln den Kindern immer das Gefühl vermitteln, dass sie in ihrem Zuhause sicher und wohlbehalten sind. Hochemotionale Erwachsenengespräche im Beisein der Kinder sind zu vermeiden, weil ansonsten unsere Ängste unfiltriert bei den Kindern landen. Unsere vordergründige Aufgabe hat mit unserem z.T. unreflektierten Medienkonsum und der medialen Dauerberieselung zu tun. Sie besteht darin, gezielt zu entscheiden, welche Bilder und Informationen unsere Kinder erhalten. Die schrecklichen Bilder und Filme im Fernsehen und Internet, die uns als Erwachsene schon völlig überfordern, sollten Kinder nicht zu Gesicht bekommen. Wir haben es in der Hand, die Fantasien unserer Kinder zu begrenzen und für Panik keinen Raum zu lassen.
Auch ein ständig im Hintergrund Kriegsnachrichten verbreitendes Radio ist nicht dazu geeignet, Kindern bei der Bewältigung ihrer Ängste zu helfen, weil dabei nur unbeantwortete Fragen zurückbleiben. Zum Abschluss des Abends wurden praktische Tipps und Spielvorschläge gesammelt und z.T. unter fachlicher Anleitung ausprobiert, die bei innerer Unruhe, angespannt sein, Aggression und der Begegnung mit Krieg helfen sollen. Alle Teilnehmer waren sich darin einig, dass Malen, Reden, Spielen, Vorlesen, Einschlafrituale in der aktuellen Situation besonders wichtig sind.
Dazu gehört auch das behutsame Gespräch über die Flüchtlingskinder, die im heimischen Kindergarten auf einmal auftauchen und für die man vielleicht sogar einen "Notfallrucksack" packen könnte.