Stadtoldendorf (red). Einer alten artilleristischen Tradition folgend, hatte der Kameradenkreis Yorck Kaserne wieder einmal zur Barbarafeier eingeladen. So trafen sich erneut die Barbarajünger Anfang Dezember im Stadtoldendorfer Haus am Eberbach (ehemals „Soldatenheim“) um ihrer Schutzpatronin zu huldigen. Nach der „Untersuchung auf Tauglichkeit zur Teilnahme“ durften die Jünger in den geschmückten Saal „einrücken“. Und weil alles mit einer gewissen Routine ablief, hatten alle ihren Sitzplatz zügig gefunden und eingenommen.
Die Begrüßung wurde wie immer vom „Oberstückmeister“ Rolf–Walter Dönsdorf, der auch der Vorsitzende des Kameradenkreises ist, vorgenommen. Er konnte wieder einige Persönlichkeiten aus der Politik, ehemalige Kommandeure des Standortes und zahlreiche Ehrenkanoniere willkommen heißen. Ein paar Dankesworten, an den Hausherren Hermann Rohloff und an die Kameraden, die für den Rahmen der Veranstaltung, verantwortlich waren, durften auch nicht fehlen. Nach dem traditionellen Idar-Obersteiner Spießbraten, der allen Teilnehmern sichtlich schmeckte, wurden die ersten gemeinsamen Gesänge angestimmt. Die musikalische Leitung hatte, wie auch in den Vorjahren, der Kamerad Bernd Springmann.
In Folge wartete man auf den Auftritt der heiligen Barbara. Dieser ließ auch nicht lange auf sich warten. Angekündigt durch Sirenengeheul und untermalt vom Intro zu „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauß „schwebte“ dann die Barbara in den Saal. Begleitet von vier Soldaten mit Batteriewimpeln wurden ihr vom Oberstückmeister die angetretenen Barbarajünger gemeldet. Hier sei noch erwähnt, dass wiederum eine weibliche Barbaradarstellerin den Vortrag hielt. Eigentlich auch schon Tradition, das Stadtoldendorfer Homburgtheater stellte mit Anette Hühold zum sechsten Mal die Barbara. Nach dem sich die heilige Barbara mitsamt ihrer Begleitung auf der Bühne eingefunden hatten, kam auch schon „das große Buch des Jahres 2017“ auf das Pult.
Anfangs in gereimter Form fuhr man dann doch wieder in Prosa fort. Nach einem kleinen Humortest sollte es dann „zur Sache gehen“. Allerdings wurden vorher, seitens der Barbara, noch die Begriffe Fake-News und „getürkt“ erklärt. Letzterer Ausdruck wird heute allerdings nicht mehr benutzt. Man spricht nun von „Erdoganisiert“. Auch in diesem Jahr wurden mit der Rede wieder Finger in manch offene oder sich gerade wieder schließende Wunden gelegt.
Unterbrochen wurde der Redefluss durch selbst eingebaute „Zwischenrufe“, wie zum Beispiel: „Politiker sind nicht an Weisungen gebunden! Ab und an, nach Überweisungen, allerdings doch.“
oder „Solange noch der Spruch gilt: „Der Klügere gibt nach!“ sollte sich so Mancher nicht an eine soliden Mauer anlehnen.“
Chronologisch wurde das abgelaufene Jahr abgearbeitet und so manche Merkwürdigkeit blieb nicht unerwähnt. So zum Beispiel der Ruf nach Obergrenzen (Anfang März bei Wölfen). Die Schutzpatronin rief auch danach, allerdings bei politischen Deppen. Somit war man beim amerikanischen Präsidenten angekommen. Alles aufzuzählen, was der sich im letzten Jahr geleistet hat, hätte wohl den Rahmen der Rede gesprengt. So beschränkte sich die Rednerin nur auf wenige „Entgleisungen“ um zu dem Schluss zu kommen, Herrn T. möge man zusammen mit Herrn P, Herrn E und dem nordkoreanischen „Punker“ in einen großen Sack stecken und dann...
Auch die Stadtoldendorfer Lokalpolitiker kamen (selbstverständlich) nicht ungeschoren davon. Sei es der ehrenamtliche Bürgermeister mit seiner dubiosen Mail und ein Teil der Ratsherren mit ihrer Abrissbirnenpolitik. Lobend erwähnt wurde, in diesem Zusammenhang, allerdings die Gruppe von Bürgern, die sich Gedanken um die Innenstadt macht. Nach den vergangenen Wahlen und der letztlich gescheiterten Koalitionsverhandlungen hatte die Barbara dann jede Menge Arbeit mit dem Umschreiben der Rede.
Einen ruhenden Pol konnte man ausmachen:
„Die Einzige, von der man bei dem ganzen Tohuwabohu nichts hörte, war die Uschi! Sie hatte aber auch ganz allein den IS zu bekämpfen:
1 Fregatte mit 6 Tornados …“
Kurz die Landespolitik gestreift:
„In Hannover musste neu gewählt werden, weil urplötzlich aus einer frustrierten Grünen zunächst eine Farblose dann aber eine Schwarze wurde.
Somit ging die Regierungsmehrheit die Leine runter.“
Dann ließ die Barbara noch über das Schützenfest, bzw. das Ausfallen aus:
„Böse Zungen behaupten, man wollte von offizieller Seite nicht, dass der Kameradenkreis mal wieder den Bürgerkönig stellt.
Dabei haben die Kameraden sich in diesem Jahr extra bei den Treffern zurückgehalten.“
Zum Ersatz in 2018 fiel ihr auch was ein:
„Es ist ja löblich, dass sich da ein paar Wackere gefunden haben, die ein „Ersatzfest“ durchzuführen gedenken.
Was mich allerdings umtreibt: Wer hat sich denn diesen unmöglichen Namen dafür einfallen lassen? „Homby – Festtage“
Das hört sich an wie ein schwedisches Möbelstück oder wie ein neumodischer Musik – Download.“
Wenn, bis hierhin, die üblichen „Dauerzielscheiben“ wie die Stadt Holzminden, der Landkreis und der „Ex – Innen – Uwe“ noch nicht durchgehechelt wurden, liegt das daran, dass die Barbara sich ebendas für den Schluss aufgehoben hatte.
Mit den Worten:
„So, das war der letzte Lacher,
ab jetzt kommt der Kabelbrand im Herzschrittmacher …“
beschloss die Heilige Barbara ihre Rede.
Ein letzter offizieller Akt war dann die Ernennung von Kurt Peters zum Ehrenkanonier. Diese Zeremonie nahm der Oberstückmeister mit Unterstützung der Barbara vor.
Man wird sich vorstellen können, dass man unter den Barbarajüngern alte Freundschaften erneuerte und Neue knüpfte.
Ein zünftiger Abend, der sicher 2018 eine Fortführung finden wird.
Foto: Kameradenkreis Yorck - Kaserne