Selbstverwirklichung ist ein interessantes Wort. In regelmäßigen Abständen unterrichte ich in meinen Yogakursen Mottostunden.
Schwerpunkte auf körperlicher Ebene sind Übungen zur Hüftöffnung, Mobilisation vom Nacken-Schulterbereich oder Erweiterung zur Flexibilität der Brustwirbelsäule.
Und natürlich sind auch mentale Aspekte dabei. Vor einigen Wochen habe ich den Schwerpunkt auf „innere Befreiung“ gesetzt: innere Fesseln sprengen, die eigenen Verhaltensmuster beobachten, aus negativen Gedankenschleifen schneller wieder herausfinden und dadurch einen angenehmeren Alltag erleben.
Dabei stellen sich auch mir immer wieder diese Fragen: Wer bin ich eigentlich wirklich? Von was will und kann ich mich noch befreien? Echt sein, authentisch leben, den eigenen Lebensrhythmus leben, den eigenen Weg gehen, ohne ständig in Rollen zu schlüpfen, das ist mir wichtig.
Wir sind ein Resultat unserer Erziehung. Das, was wir denken, basiert auf der Grundlage bestimmter Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben. Die Personen, die in unseren ersten Lebensjahren am stärksten auf uns gewirkt haben, haben bei uns auf mentaler Ebene eine Wirkung hinterlassen.
Wir leben somit in vielen Mustern, die uns von unseren Eltern, Geschwistern, von Oma, Opa, Tante und Onkel, Nachbarn, Freunden, Erziehern und Lehrern anerzogen worden sind. Und wir leben die Verhaltensweisen aus, die wir uns im Laufe der Jahre abgeguckt haben, in der Annahme, dass diese richtig sind und für unser Leben von Vorteil sein können.
In der letzten Mottostunde haben wir drei Schritte für den Weg zur inneren Befreiung mit speziell von mir dafür ausgewählten Körperübungen kombiniert. Diese Schritte haben folgenden Hintergrund:
1. Schritt: Mumukshutva: Der Vorsatz, sich innerlich befreien zu wollen. Ohne diesen Vorsatz verändert sich im eigenen Leben nichts. Ein Beispiel aus der westlichen Welt könnte sein: wenn wir nur darüber reden, dass wir Stress haben und wir nicht den Vorsatz haben, daran wirklich etwas zu verändern, diesen zu reduzieren, dann sind wir, wenn wir 80 Jahre alt sind, immer noch im Stress.
2. Schritt: Viveka: Die Verhältnismäßigkeit der Dinge erkennen Für den westlichen Menschen einfach erklärt, könnte dies die Mücke sein, aus der wir einen Elefanten machen.
3.Schritt: Vairagya: Das Loslassen von vergänglichen Dingen. Das Leben, die Jahreszeiten, Kinder, materielle Güter, Schönheit, alles was auf dieser Welt existiert, ist vergänglich. Das ist ganz normal. Sich das bewusst zu machen, hilft dabei, sich im Loslassen zu üben
Im Buddhismus wird Gewohnheitsenergie Vasana genannt. Vieles dreht sich in den unterschiedlichen buddhistischen Traditionen darum, diese Art Verhaltensmuster „aufzuspüren“, negative Verhaltensmuster zu erkennen und sie aufzulösen. Als Ergebnis stellen sich tief im Herzen Gefühle wie Frieden, Liebe, Freude, Mitgefühl und Gelassenheit ein.
Das oberste Ziel des Yoga ist die Selbstverwirklichung. Um es mit einfachen Worten zu beschreiben, geht es darum, der Mensch zu werden, der wir wirklich sind.
Tief in unserem Innern sind wir wahre Liebe. Dort haben Ängste, Selbstzweifel, Hass, Machtspiele und andere negative Verhaltensweisen keinen Platz.
Durch das Zur-Ruhe-Kommen der Gedankenwellen im Geist wie auch das bewegungslose Halten bestimmter Positionen auf der körperlichen Ebene, lernen wir uns besser selbst kennen. Blockaden lösen sich, Energie kommt zum Fließen. Unser gefühlter Stresspegel senkt sich und die Stressresistenz erhöht sich. Auf der körperlichen Ebene werden wir beweglicher und wir fühlen uns einfach sehr wohl bei dieser Form sanfter Bewegung.
Schritt für Schritt kommen wir durch die Atemübungen, die wir Pranayama nennen, durch Meditation und die Körperübungen unserem Ziel der Selbstverwirklichung etwas näher.
Ob wir dieses hohe Ziel in diesem Leben erreichen, bleibt ein Geheimnis.
Ein großes Geschenk vom Leben an mich ist es, Yoga kennen gelernt zu haben. Ich praktiziere Yoga täglich in seiner unterschiedlichsten Form und gebe meine Erfahrungen und das Wissen dieser alten Tradition in meinen Yogastunden weiter.
Yoga macht mein Leben und das meiner Teilnehmer schöner. Der Alltag wird entspannter und bunter.
Für einen Yogi ist das ganze Leben Yoga. Jeder Atemzug ist Yoga, jeder bewusste Atemzug bringt uns der Selbstverwirklichung ein Stück näher. Jeder bewusste Atemzug bringt mich ins Hier und Jetzt.
Das Bild zeigt mich in der Yogastellung Vrishchikasana, dem Skorpion. Er fördert nicht nur die Gehirndurchblutung, sondern stärkt das innere Gleichgewicht, fördert meinen Mut und unterstützt mich dabei, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Mehr über mich und meine Leidenschaft erfahren Sie hier:
Foto: Winter