Holzminden (zir). Der Kreistag Holzminden hat am 1. Dezember umfassend über die Zukunft der Hebammenversorgung beraten und dabei zwei Anträge der CDU-Fraktion abgelehnt, die auf die Einrichtung eines eigenständigen interdisziplinären Hebammenzentrums abzielten. Stattdessen folgte das Gremium der Empfehlung der Verwaltung, die Maßnahmen im Rahmen des bereits entwickelten Präventionskonzeptes „Familienkompass“ umzusetzen.
CDU beantragt dauerhafte Strukturen im WeserMedZentrum
Die CDU-Fraktion hatte beantragt, der Hebammengemeinschaft „Lebensbaum“ dauerhaft den ehemaligen Babyraum des geschlossenen Krankenhauses Holzminden zu überlassen und daneben die früheren Kreissaalräume an Babylotsen und Akteure der Frühen Hilfen zu vergeben. Zudem sollte ein umfangreiches Hebammenzentrum mit Beratungs-, Vermittlungs- und Kursangeboten aufgebaut und ab 2026 eine zusätzliche ¾-Stelle geschaffen werden.
Die Fraktion begründete ihre Initiative mit dem Wegfall geburtshilflicher Strukturen nach der Krankenhaus-Schließung sowie mit der Notwendigkeit, Fachkräfte vor Ort zu halten und Leistungen zu bündeln.
Verwaltung verweist auf bestehende Strukturen und hohe Kosten
Die Verwaltung stellte in ihrer Stellungnahme jedoch klar, dass die geforderten räumlichen und strukturellen Maßnahmen im Familienkompass bereits vorgesehen seien. Zugleich sei die Nutzung des ehemaligen Krankenhauses wirtschaftlich nicht vertretbar.
Eine Jahresmiete von mehr als 6.700 Euro für die Babyinsel und rund 19.300 Euro für den Kreißsaal stünde in keinem angemessenen Verhältnis zum tatsächlichen Bedarf: Die Hebammen könnten derzeit lediglich ein bis zwei Geburtsvorbereitungs- sowie ein bis zwei Rückbildungskurse jährlich anbieten.
Stattdessen seien im Familienzentrum „Drehscheibe“ geeignete und deutlich günstigere Räume verfügbar. Die Jahresmiete liege je nach Nutzung zwischen 1.680 und 2.320 Euro. Der Landkreis könne diese Kosten bis maximal 3.000 Euro übernehmen. Die Hebammengemeinschaft habe die Räume besichtigt und als tauglich bewertet.
Familienkompass deckt beantragte Inhalte bereits ab
Mit dem Familienkompass werde die Hebammenvermittlung durch den Ausbau der Babylotsen gestärkt, die Öffentlichkeitsarbeit gebündelt und ein erweitertes Fortbildungsangebot geschaffen. Eine parallele Einrichtung eines Hebammenzentrums würde nach Ansicht der Verwaltung zu Doppelstrukturen führen. Auch eine zusätzliche ¾-Stelle sei weder fachlich notwendig noch wirtschaftlich begründbar.
Bereits geplante Maßnahmen wie eine verbesserte Onlinepräsenz, die Unterstützung durch die Netzwerkkoordinatorin der Frühen Hilfen und ein breites Fortbildungsspektrum seien Teil des bestehenden Konzeptes und würden ab 2026 umgesetzt.
Beschluss: Drehscheibe statt Krankenhaus – kein neues Zentrum
Der Kreistag beschloss daher, die Räume im ehemaligen Krankenhaus nicht anzumieten. Die Hebammengemeinschaft soll stattdessen in der „Drehscheibe“ arbeiten; der Landkreis übernimmt die Mietkosten bis zu 3.000 Euro jährlich.
Zudem werden die bestehenden Angebote der Hebammenvermittlung, Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildungen im Rahmen des Familienkompasses fortgeführt und ausgebaut. Auf die Gründung eines eigenständigen Hebammenzentrums und auf zusätzliche Personalstellen wird verzichtet.
Die im CDU-Antrag genannten Bedarfe werden bis 2026 über den Familienkompass abgedeckt und anschließend evaluiert.
Foto: zir