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Donnerstag, 21. November 2024 Mediadaten Fankurve
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Neuhaus. Die CDU Stadtratsfraktion mit Uwe Schünemann vertrat am vergangenen Mittwochabend den Antrag für ein 4-Generationen-Zentrum im Haus des Gastes Neuhaus im Solling. Der Vorsitzende der CDU Stadtratsfraktion Peter Matyssek begrüßte die Besucher im Haus des Gastes und freute sich auf eine anschließend diverse Diskussion am Ende der Veranstaltung. Aber dass jene Dialoge derartig ausarten würden, hätte er wohl kaum gedacht.

Die Idee für ein generationsübergreifendes Haus des Gastes entstand durch den 4-Generationen-Park in Wathlingen im Landkreis Celle. Dieser Park inspirierte die CDU-Mitglieder, sodass diese für Neuhaus etwas Ähnliches vorsehen. Deshalb wurden der Bürgermeister der Stadt Wathlingen Thorsten Harns sowie die Geschäftsführerin des 4G-Parks Kerstin Biedermann eingeladen, ihr 2012 abgeschlossenes Projekt vorzustellen:

Auf die Fragen, was eine ländliche Region braucht, um attraktiver zu sein, antworteten sie mit einer guten Infrastruktur, Sportangeboten, Supermärkten sowie ärztliche Versorgungen. Um Vernetzungen zwischen den Aktivitäten der Schulen, der Vereine und Bürgern zu gewährleisten, erschufen sie ein Zentrum in der Ortsmitte, wodurch sie an einer Fläche von 800 Quadratmetern sparten und somit weniger Erhaltungskosten haben, ohne die Lebensqualitäten zu verschlechtern. „Wir brauchen diesen kurzen Draht zueinander, um alle Menschen miteinzubeziehen und nicht nur bestimmte Gruppen. Das ist die Aufgabe von Kommunalpolitik“, so Thorsten Harns. Dazu wurde bspw. die Schule neu saniert und mit einem Schulrestaurant ausgestattet, das auch außerschulisch ebenso wie die Schulräume genutzt wird. Hinzukommt, dass leerstehende Wohnungen kostenfrei für Studenten aus Großstädten wie die naheliegende Stadt Hannover zur Verfügung gestellt werden, um Wathlingen attraktiv zu halten.

Jetzt will die CDU-Fraktion Teile dieses Modells auf Neuhaus übertragen, indem sie die Grundschule in das Haus des Gastes verlegt. Natürlich wird behauptet, dies sei der „Anker“ für ein Gesamtkonzept. Uwe Schünemann wiederholte dabei mantraartig: „Auch wir müssen dieses Gemeinschaftsgefühl leben!“ Klingt schön, nicht wahr? Aber wie genau soll dieses Wir-Gefühl entstehen, wenn die CDU einfach im Alleingang und fraktionsisoliert einen Antrag durchdrückt, ohne auch nur im Ansatz mit dem Ortsrat zusammenzuarbeiten? Das Gemeinschaftsgefühl scheint hier wohl eher ein Alleingefühl der CDU zu sein.

Denn am Montag, nur wenige Tage zuvor, stimmte der Ortsrat von Neuhaus einstimmig für eine Sanierung der Grundschule – Variante 2A, wie sie vom Fachbereich für Grundstücks- und Gebäudemanagement unter Julia Mironov ausgearbeitet wurde. Diese Lösung sei die kostengünstigste und würde „lediglich“ 3,15 Millionen Euro kosten. Doch anstatt diese pragmatische Entscheidung zu unterstützen, überrumpelte die CDU den Ortsrat und die Bürger mit ihrem Antrag, wie Carsten Bunnenberg und der Neuhäuser Bürgermeister Lars Metje lautstark kritisierten: „Es gab keinerlei Kooperation oder Gespräch!“ Schünemanns Antwort? Ach, alles kein Problem – in einem halben Jahr stehe das „vollständig ausgearbeitete Konzept für die Schule!" Wirklich? Wenn man bedenkt, dass das „Vorbild“ Wathlingen fast zehn Jahre für die Umsetzung brauchte, erscheint Schünemanns Versprechen bestenfalls optimistisch, schlimmstenfalls völlig realitätsfern. Eine besorgte Mutter brachte es auf den Punkt: „Warum kommen solche generationsübergreifenden Vorschläge erst jetzt, wo die Schulsanierung längst überfällig ist? Die Planungssicherheit für unsere Kinder wird immer weiter verschleppt!“

Neben der Frage des Zusammenhalts und der Dauer stand die weit größere, brennende Frage nach den finanziellen Mitteln im Raum. Holzmindener Bürgermeister Christian Belke hat auf der Ortsratssitzung einen defizitären Haushalt mit satten 9,4 Millionen Euro Schulden des Landkreises Holzminden offenbart, wodurch von einer vollständigen Schulsanierung abgeraten wurde. Denn dies sei „finanziell unverantwortbar“. Doch wie bitteschön sollen dann sowohl die Schule im Haus des Gastes, die im übrigen zunächst neu angebaut werden muss, als auch das Gebäude selbst renoviert werden – und das alles, ohne die 3,15 Millionen Euro von Variante 2A für die Schulsanierung zu überschreiten? Man könnte fast meinen, man will den Neuhäusern weismachen, dass dies möglich sei. Und das Beste: Der Kindergarten wurde in den großartigen CDU-Planungen nicht einmal berücksichtigt. Na klar, mehr Kosten sind ja auch das Letzte, was man hier gebrauchen kann.

Aber keine Sorge, Uwe Schünemann hat die Antwort parat. Er vertritt nämlich die Ansicht, dass der Plan „gar nicht so utopisch“ sei, da der Anbau mit 1,5 Millionen Euro den Rahmen nicht sprengen würde. Und natürlich soll Neuhaus durch ein „noch interessanteres Angebot“ glänzen - als ob die Nähe zum Wald und ein paar pädagogische Floskeln die magische Lösung wären, um die Städte in der Umgebung in den Schatten zu stellen und Neuhaus zur Bildungsoase zu machen. Sabine Echzell, die bildungspolitische Sprecherin der CDU, stimmt natürlich im Chor mit ein und prangert die alte Schularchitektur aus den 60er Jahren an – als wäre das jetzt plötzlich die Wurzel allen Übels.

Dann der Moment, der den Abend prägte: Ein gebürtiger Neuhäuser nahm kein Blatt vor den Mund und sprach aus, was wohl alle dachten: „Wo sind denn die ganzen Gelder geblieben, die ursprünglich für die Sanierung des Haus des Gastes bestimmt waren? Nichts ist passiert, also wo sind sie hin?“ Die Zuhörer waren begeistert und feuerten ihn an. Schünemanns ausweichende Antwort? Natürlich nicht mehr als heiße Luft. „Sie weichen permanent aus!“, riefen die Neuhäuser ihm zu. „Beantworten Sie doch endlich die Frage!“ Doch Schünemann hatte – Überraschung – keine befriedigende Antwort parat. Stattdessen versuchte er die Situation zu retten, indem er fraktionsübergreifende Zusammenarbeit und Bürgerbeteiligung betonte. Immerhin muss man ihm zugutehalten, dass er zumindest mehrfach seine Fehler eingestand und sich mehrmals im Namen der CDU entschuldigte.

So endete ein Abend voller Fragen, aber ohne Antworten. Die entscheidende Frage bleibt: Fühlen sich die Neuhäuser von dem plötzlichen CDU-Antrag auf den Schlips getreten – oder sind sie vielleicht selbst zu stolz, ihre eigenen Konzepte zu überdenken? Oder hat die Arroganz und Planlosigkeit der CDU-Stadtratsfraktion das ambitionierte 4-Generationen-Zentrum schon im Keim erstickt, bevor die Planung überhaupt richtig begonnen hat?

Susan Steingräber, Holzminden

*Für die Inhalte eines Leserbriefs ist einzig der genannte Autor verantwortlich, die Weser-Ith News distanziert sich von dem jeweiligen verfassten Artikel. Die jeweiligen Leserartikel enthalten dazu den Namen des Urhebers. Die Weser-Ith News behält sich das Recht vor, Leserartikel zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen. Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht insofern nicht.

 

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