Lenne (rus). Hans-Dieter Steenbock wirkt zufrieden, wenn man mit ihm spricht. Warum auch nicht, er hat schließlich zwei Drittel seines Lebens in die politische Arbeit in Lenne, der Samtgemeinde und im Landkreis Holzminden investiert und blickt jetzt auf diese politische Karriere mit etwas Wehmut, aber auch vielen guten Erinnerungen zurück. Mit der nun stattfindenden Kommunalwahl tritt Hans-Dieter Steenbock nicht mehr an – weder in der Gemeinde, noch auf Samtgemeinde- oder Kreisebene und verabschiedet sich damit völlig von der politischen Bühne.

Er kann zum Ende dieser Legislaturperiode aber auch auf stolze 48 Jahre politische Arbeit zurückblicken und hat damit insbesondere die Gemeinde Lenne, aber auch viele Bereiche der Samtgemeinde und des Landkreises aktiv und teils jahr-zehntelang mitgestaltet. Im Gespräch mit der Redaktion erzählt er über seine politische Karriere, die größten Projekte und darüber, warum er auch trotz manchem Ärgernis nie das Handtuch werfen wollte.

Steenbock ist das, was man wohl eindeutig als "Lenner Urgestein" bezeichnen dürfte. Bis auf drei Jahre Ende der 1960er Jahre, als er beruflich in Solingen lebte, war sein Lebensmittelpunkt immer das heimische Lenne, wo er am 6. Juni 1946 auch geboren wurde und später zur Schule ging. Er hat eine Frau, vier erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder. Sein früheres Geburtszimmer ist heute sein Büro. Dort hat Steenbock auch die politische Geschichte von Lenne, der Samtgemeinde und des gesamten Landkreises abgeheftet. „Ich habe noch alle Unterlagen, bis zurück zu meinen Anfängen in der Politik“, sagt er stolz. Rund 200 Ordner sind es, dazu die letzten Jahre vorwiegend in digitaler Form.

Steenbock blickt dazu fast schon andächtig auf seinen Lebenslauf. Er ist nicht nur das Mitglied mit der längsten aktiven Mandatszeit im Samtgemeinderat, sondern auch auf vielen weiteren Ebenen jahre- und sogar jahrzehntelang aktiv gewesen. Mit der Kommunalwahl im September geht seine politische Laufbahn nun zu Ende.

„Ich habe mich dazu entschlossen, nicht mehr anzutreten und die Arbeit in jüngere Hände zu legen“, erklärt der 75-Jährige seinen Entschluss. Zurückblicken kann Steenbock auf viele Jahrzehnte politische Arbeit. „Ich habe diese Zeit sehr genossen, die Höhen und Tiefen“. Zu keinem Zeitpunkt habe er je den Gedanken gehegt, hinschmeißen zu wollen. „Es gab einfache, aber auch schwierige Zeiten, aber es gelang uns immer, einen Kompromiss zu finden“, resümiert er. „Ärger und Differenzen gehören eben dazu, im Großen und Ganzen war es aber eine schöne und erfolgreiche Zeit“.



Mit Interesse an der Demokratie fing alles an

Hans-Dieter Steenbock erinnert sich noch an seine Anfänge: „Ich bin 1969 zur Politik gekommen, damals war Willy Brandt gerade Kanzler geworden“. Zu einer Zeit, als die Demokratie noch in den Kinderschuhen steckte, gewann er im Alter von 23 Jahren zunehmend Interesse an der politischen Arbeit. Er engagierte sich 1971 erst in der Jungen Union, kam ein Jahr später dann zu den Christdemokraten. Im Januar 2022 wird er damit 50 Jahre lang CDU-Mitglied sein.

Seit fast einem halben Jahrhundert im Gemeinderat

1973 kam er in den Rat der Gemeinde Lenne und sammelte dort erste Erfahrungen in der Kommunalpolitik. Bis heute gehört er dem Rat ununterbrochen und damit seit fast einem halben Jahrhundert an. 48 Jahre ehrenamtliches Engagement, dazu die Mitwirkung in vielen Ausschüssen und Organisationen bestimmten sein Leben. Daneben kommen auch seine aktive Mitgliedschaft im TSV Lenne, dessen Vorsitzender er viele Jahre lang war und auch sein Mitwirken als Gründungsmitglied beim TTC Lenne. Am meisten aber prägte die spätere Übernahme des Amtes als Bürgermeister seinen Alltag. Während Steenbock von 1981 bis 1986 bereits 1. Stellvertretender Bürgermeister und von 1993 bis 1996 2. Stellvertretender Bürgermeister war, ist er seit 1996 ununterbrochen Bürgermeister und Gemeindedirektor der Gemeinde Lenne. „Ich wollte damals Verantwortung übernehmen und mich mit meiner Gemeinde, in der ich lebte, noch mehr identifizieren“.



Dorferneuerung war das Mammutprojekt als Bürgermeister

Kaum eines der vielen Themen in der Lenner Dorfpolitik sollte den politischen Alltag allerdings derart bestimmen, wie die Dorferneuerung. 2006 erging der Bescheid, dass Lenne in das Programm der Dorferneuerung aufgenommen wurde, 2008 ging es dann los. Es gründete sich ein Arbeitskreis, bei dem viele Akteure mitwirkten. „Es war immer etwas los und wir haben in Lenne immens viel umgesetzt“, sagt er heute stolz. Ganze Straßenzüge wurden erneuert, es gab einen Spielplatz, die Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses, der Turnhalle, einen neu gestalteten Ortseingang und die Herrichtung eines Dorfplatztes sind nur einige Maßnahmen, die Lenne nachhaltig verändert haben. Um das zu erreichen, gab es unzählige Termine, die Koordination von Maßnahmen und Handwerkern, viele Telefonate,… erinnert er sich, aber er sagt auch, dass es die mit Abstand spannendste Zeit gewesen sei.

Politische Arbeit auch in der Samtgemeinde

Nur drei Jahre später nach seiner Wahl in den Gemeinderat wurde er 1976 auch in den Samtgemeinderat gewählt – und gehört diesem ebenfalls bis heute ununterbrochen an. Stolze 45 Jahre also, die Steenbock auch die Samtgemeinde Stadtoldendorf und ab 2011 die Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf mitgestaltete. In dieser Zeit war er viele Jahre CDU-Fraktionsvorsitzender und auch Gruppenvorsitzender von CDU, FDP und UWG, daneben Mitglied in diversen Fachausschüssen, Kuratorien und Organisationen sowie Vorsitzender im Sportausschuss. Seit 1991 gehört er dem Samtgemeindeausschuss an. Die interessanteste Zeit auf Samtgemeindebene war die der Fusion 2011 und die vorhergehenden Jahre der Vorbereitung. „Da gab es auch viel in den Gemeinden zu tun“, erinnert er sich. Und überhaupt sei die Zusammenarbeit der Gemeinden untereinander immer enger geworden. „Als 2006 Wolfgang Anders neuer Samtgemeindebürgermeister wurde, gab es viel positive Aufbruchstimmung“ erinnert er sich. „Die Samtgemeinde wurde bürgerfreundlicher und dorfgerechter, auch die Zusammenarbeit der Gemeinden untereinander wurde intensiver“. Zuletzt auch durch die Fusion der Samtgemeinden, die dann von sechs auf elf Gemeinden wuchs.

Großes Anliegen auf Samtgemeindeebene war ihm stets der Feuerwehrbereich. „Das Engagement der Ehrenamtlichen hat mich immer schon sehr fasziniert, die kompetente Hilfe zum Nulltarif leisten“, erklärt er. 20 Jahre war er Vorsitzender des Feuerschutzausschusses, dem er seit 1976 angehört. Dazu kamen unzählige Übungen, Sitzungen, Einweihungen, Wettkämpfe und auch Einsätze, bei denen er sich sehen ließ. „Ich wollte immer gerne dabei sein und mit den Menschen im Kontakt sein“, erklärt Steenbock seine Arbeit. Denn nur so konnte er erfahren, wo wirklich der Schuh drückte.

Dass dies nicht immer einfach war, liegt auf der Hand. Denn seine politische Arbeit war und ist, auch wenn sie noch so vielseitig sein möge, immer ehrenamtlich. Hauptberuflich war Steenbock, der Industriekaufmann bei der Globus Teppich-fabrik in Einbeck war, gut eingespannt. Drei Jahre lang war er im Außendienst im Bereich des zentralen Ruhrgebietes tätig, ehe er 1971 eine Stelle im Vertrieb in Einbeck antrat. Bis 2004 das Unternehmen aufgrund der Textilstrukturkrise seinen Betrieb einstellte, musste Steenbock stets den Spagat zwischen Arbeit und Politik hinbekommen. „Ich habe für Sitzungen oft Urlaub nehmen müssen, um beispielsweise auch im Kreistag dabei zu sein“, erinnert er sich.

Denn sein politisches Engagement spiegelte sich in den letzten Jahrzehnten auch auf Kreisebene wider, wo er zunächst von 1988 bis 1991 und seit 1996 ununterbrochen tätig ist. „Insgesamt 28 Jahre habe ich damit auch im Kreistag verbracht“, so Steenbock. Während dieser Zeit war er stets Mitglied des Feuerschutzausschusses und davon sogar 17 Jahre lang Vorsitzender. „Ich erinnere mich noch an die Einrichtung der neuen Rettungsleitstelle in Hameln, die wir damals begleitet haben und die 2008 in Betrieb ging“, so Steenbock. Viele Termine, auch während seiner normalen Arbeitszeit, zwangen ihn dabei stets zu Kompromissen.



„Es ist an der Zeit“: Was nun die Zukunft bringt

Rückblickend wirken jene Amtszeiten von 28 Jahren (Landkreis), 45 Jahren (Samtgemeinde) und 48 Jahren (Gemeinde) fast schon utopisch, denn schließlich muss man in der Kommunalpolitik nicht nur den Willen zeigen, sich für Themen einsetzen und zur Wahl antreten, sondern man muss von den Bürgern am Ende auch tatsächlich gewählt werden. „Dass mich die Bürgerinnen und Bürger in all den Jahren stets so unterstützt und mir den Rücken gestärkt haben, macht mich sehr froh und stolz“, resümiert Steenbock heute.

Der heute 75-Jährige darf sich nun auf die Zeit nach der Politik freuen. „Es ist schön, wenn der innere Druck allmählich nachlässt und man langsam etwas zur Ruhe kommt“. Denn, die politische Arbeit hat die Steenbocks seit jeher beschäftigt. „Man ist immer auf Abruf, immer mit einem Ohr überall dabei, besonders als Bürgermeister“, weiß er. Aber er sagt auch: „Ohne meine Frau oder meine Familie wäre dies schlicht nicht möglich gewesen und ich würde heute nicht auf diese jahrelange Tätigkeit zurückblicken“. Nicht selten half seine Frau Elsa bei den Vorbereitungen, backte Kuchen, kochte Kaffee und war wie selbstverständlich auch telefonisch erreichbar, wenn der Bürgermeister es einmal nicht sein konnte. „So eine Unterstützung ist keine Selbstverständ-lichkeit und dafür bin ich sehr dankbar“, so Steenbock.

Dass sich Steenbock nun gleich aus allen Bereichen zurückzieht, scheint da nur konsequent zu sein. „Man sollte aufhören, solange auf der Bühne noch geklatscht wird“, bringt er es auf den Punkt. Und so bleiben für ihn schier unzählige schöne Erinnerungen an diese Zeit – und in der Gemeinde, der Samtgemeinde und im Landkreis einiges, was Hans-Dieter Steenbock mit vorangebracht hat.

Die Zukunft in Lenne sieht er durchweg positiv. Wenn im September ein neuer Gemeinderat gewählt wird und danach auch ein neuer Bürgermeister, stehen viele Aufgaben an. „Die Menschen wollen heute wieder mehr aufs Land ziehen, deshalb sollte unser Neubaugebiet weiter fortentwickelt werden“, wünscht er sich. Auch das aktive Vereinsleben in Lenne gilt es zu erhalten, daneben die Daseinsvorsorge sowie die heimische Dorfentwicklung zur fördern.

Fotos: rus, Privat