Kreis Holzminden (red). Im Jahr 2019 starben 301 Frauen durch Partnerschaftsgewalt, sie wurden, zumeist infolge von Trennungs- oder Scheidungsabsichten von ihrem Partner ermordet. Doch Gewalt gegen Frauen fängt nicht erst bei Mord und Totschlag an. Die Statistik der Bundesregierung spricht von 1514 Fällen von Freiheitsberaubung und fast 12.000 Fällen von schwerer Körperverletzung. Der gefährlichste Ort für Frauen in Deutschland und Europa ist der in ihrem eigenen Heim. Zu psychischer Gewalt gegen Frauen, wie zum Beispiel Gaslighting, die systematische Manipulation der eigenen Wahrnehmung, Erniedrigung, Isolation durch den Zwang, eigene Kontakte aufzugeben oder Drohung mit Kindesentzug liegen keine verwertbaren Zahlen vor, diese brutalen Menschenrechtsverletzungen finden meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und machen den Betroffenen eine Gegenwehr unmöglich.

Frauen werden in allen Gesellschaftsschichten und Altersguppen Opfer von Gewalt. Sie endet nicht mit dem Alter der Frauen und ihrer Partner, vielmehr ist die Situation der Frauen im Alter noch hoffnungsloser, weil sie keine Perspektive zur Beendigung der Beziehung haben und durch eine Trennung zumeist in Armut fallen würden. Diese Abhängigkeit der Frauen ermöglicht ihre Bedrohung, Verletzung und Erniedrigung noch einschneidender, als bei jüngeren Frauen, die zumindest theoretisch noch die Möglichkeit hätten, sich auch finanziell aus der Abhängigkeit vom gewalttätigen Partner zu befreien. Frauengruppen warnen seit langem vor einer erschwerten Situation von Frauen und Kindern in Zeiten von Corona, in Zeiten von massivem Stress durch Zukunfts- und Existenzängste oder durch die Enge mancher Wohnsitutationen. Trotz der alarmierenden Zahlen hat die Zahl der Frauenhäuser einen extrem niedrigen Stand erreicht, ihre Finanzierung wird immer eingeschränkter. Frauengruppen wird die materielle Unterstützung verweigert, die Mieten steigen und zwingen immer mehr Menschen in bedrohlich enge Wohnverhältnisse. Es fehlt an niedrigschwelligen Hilfsangeboten für betroffene Frauen. Viele Frauenhäuser müssen Hilfebedürftige ablehnen, weil sie keine Plätze für sie und ihre Kinder bieten können.

Der Beschluss des Holzmindener Kreistages zur Errichtung eines Frauenhauses im Landkreis wird anhand dieser Situation besonders wertvoll, wenn er beileibe auch nicht ausreichend ist, Frauen und Kinder im Landkreis ausreichend zu schützen. Betroffene Frauen haben ein Recht auf Sicherheit für sich und ihre Kinder. Es darf keine Möglichkeit geben, dass gewalttätige Partner die Frauen über die Kinder weiter bedrohen können, selbst wenn diese den schweren Schritt aus der Partnerschaft heraus gewagt haben. Maskulinistenporganisationen, die gewalttätige Männer bei diesem Umweg über die Kinder dabei unterstützen, Frauen weiterhin zu bedrohen, müssen die Beihilfen und Unterstützungen entzogen werden. Die Linke fordert eine Aufstockung staatlicher Gelder für Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen! Sie fordert Schutz der betroffenen Frauen und ihrer Kinder durch Gerichte und Behörden sowie die strikte Anwendung des Gewaltschutzgesetzes. Sie fordert Förderprogramme für betroffene Frauen, um nach der Trennung ein unabhängiges Leben aufbauen zu können und darüber hinaus besondere Hilfseinrichtungen für ältere Frauen in der Phase der Trennung.
Frauen und Kinder sind kein Besitz, ihre physische und psychische Unversehrtheit hat oberste Priorität und ist nicht verhandelbar.

Für den Kreisverband der Linken Holzminden
Sabine Golczyk