Stadtoldendorf (kp). Ein Thema beschäftigt die Stadtoldendorfer bereits seit Anfang dieses Jahres - und das wird es wohl auch bis zum Jahresende, sollte alles planmäßig verlaufen! Gemeint ist die Erneuerung der (Regenwasser)- Kanalisation durch den Wasserverband Ithbörde/ Weserbergland in den Bereichen Neue Straße, Lenner Straße und Hagentorstraße. Eine Baumaßnahme, die in sechs Bauabschnitten unter Vollsperrung erfolgen soll. Vergangenen Donnerstag informierte der WVIW die betroffenen Gewerbetreibenden über den derzeitigen Planungsstand der Baumaßnahme und nahm zudem Verbesserungsvorschläge auf, denn: Es gab viel Gesprächsbedarf!

Sechs Bauabschnitte und eine dreitägige Vollsperrung der gesamten Strecke

Andreas Hübel, technischer Leiter beim WVIW, und Oliver Nagel vom für die Planung zuständigen Ingenieurbüro Ludwig und Partner waren vergangenen Donnerstagabend für die Präsentation der geplanten Baumaßnahme zuständig. „Es gibt zwei Hauptträger dieser Baumaßnahme“, beginnt Andreas Hübel. „Neben der Erneuerung der Regenwasserkanalisation einschließlich der Hausanschlussleitungen durch den WVIW, wird das Land Niedersachsen eine Fahrbahnsanierung von der Linnenkämper Straße bis zur Konrad-Beste-Straße vornehmen.“ Zudem sei auch die Stadt Stadtoldendorf in Bezug auf Nebenanlagen eingebunden, im Januar habe es bereits eine Ortsbegehung gegeben.

„Es sind insgesamt sechs einzelne Bauabschnitte unter Vollsperrung geplant“, erklärt Oliver Nagel den Anwesenden. Der erste Bauabschnitt soll in der Neuen Straße in Höhe Einmündung Linnenkämper Straße beginnen und in Höhe Tankstelle Mönneke enden. In den Planungen für die einzelnen Bauabschnitte sei für alle, die ein Gewerbe betreiben, vorgesehen, dass eine Zufahrt entweder von West oder Ost gewährleistet ist. Für die während des ersten Bauabschnitts betroffene TAS-Tankstelle würde das bedeuten, dass sie während der Vollsperrung nur von Ost angefahren werden könne.

Man müsse definitiv mit Einschränkungen während der einzelnen Bauabschnitte rechnen, so der planende Ingenieur. „Dennoch“, entgegnet Andreas Hübel, „entwickeln sich solche Baustellen.“ Es hieße nicht, dass während einer Vollsperrung nichts gehe. „Wir reden hier über erhebliche Rohre, die in erhebliche Gräben verlegt werden“, erklärt der technische Leiter des WVIW. Allerdings, so Hübel, könne man zum Beispiel für etwaige während einer Vollsperrung Abgeschnittene sogenannte Behelfszufahrten schaffen. Zum Beispiel für Läden, die täglich mit Waren beliefert werden oder Waren ausliefern müssen. „Wenn Rohre verlegt und sukzessive zugeschüttet sind, können auch Überfahrten geschaffen werden.“

Der zweite Bauabschnitt soll anschließend bis zur Einmündung Hagentorstraße erfolgen. Betroffen wäre hier unter anderem der Lidl. Auch hier gilt: Die Zufahrt soll während der Vollsperrung über den Parkplatz des Rewe-Supermarktes (also von Ost) erfolgen. Der dritte Abschnitt soll am Krankenhausweg enden. Die Zufahrt zum Rewe müsse von West über den Lidl-Parkplatz erfolgen. Betroffen wäre hier zum Beispiel auch die Landbäckerei Diener, die täglich Waren an- und auszuliefern hat. Auch hier müsste dann eine Behelfszufahrt geschaffen werden, erklärte Hübel. Der vierte Abschnitt endet in Höhe Einmündung Schmooranger (Sensibel: Der Schmooranger hat keine andere Ausfahrt!) und der fünfte verläuft bis zur Konrad-Beste-Straße. Nach dem fünften Bauabschnitt soll anschließend die gesamte Strecke für drei Tage voll gesperrt werden, um die vom Land Niedersachsen vorgesehene Fahrbahndeckensanierung vorzunehmen. Der abschließende sechste Bauabschnitt beträfe die Hagentorstraße.

Zeitplan, Verkehrszunahme in Siedlungen, Weihnachtsgeschäft, Rettungswege: Gesprächsbedarf unter den Anwesenden

Spätesten im Mai, aber auf keinen Fall vor Ostern wolle man mit den geplanten Baumaßnahmen beginnen, antwortete Andreas Hübel auf die Frage der Gewerbetreibenden, wann mit Vollsperrungen gerechnet werden kann und wann die Baumaßnahmen abgeschlossen sein werden. „Wir befinden uns derzeit noch in der Planungsphase und demnächst stehen die Ausschreibungen an, da ziehen noch gut sechs Wochen ins Land“, erklärt der technische Leiter des Wasserverbands.

Was die Fertigstellung der Baumaßnahme angeht, gebe es eine klare Zeitvorgabe zu beachten, denn: Zum 1. Januar 2020 will das Land Niedersachsen die L 583 für die Einbindung der Ortsumgehung Negenborn als Umleitung verwenden. „Die Baumaßnahme muss zum Ende des Jahres fertig sein“, so Hübel. Er hoffe auf keinen frühen Wintereinbruch im November. „Dann hat sich der 31. Dezember 2019 erledigt!“ Niemand könne letztendlich für Termine einstehen. Und was, wenn die Fahrbahndeckensanierung und damit die Vollsperrung der gesamten Strecke mitten in das Weihnachtsgeschäft der betroffenen Märkte fällt? „Man könnte natürlich über eine Baupause vom 15. Dezember bis zum 15. Januar nachdenken, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu gefährden“, äußert sich Hübel. Aber auch dann wäre der 31. Dezember hinfällig und somit auch die Planung des Landes, die Landstraße als Umleitung zu nutzen.

„Ich sehe diese Vollsperrung als eine Gefahr“, richtete sich Ratsherr Hubertus Berhörster in Richtung der Präsentatoren. „Der Rat der Stadt wird heute zum ersten Mal über die Planungen informiert, was ist zum Beispiel mit den Rettungsfahrwegen, wie soll das gehen?“ Ähnlich äußerte sich auch Claudia Küster, arbeitstätig in der Arztpraxis Dr. Stephan Uebel, welche vom dritten Bauabschnitt betroffen wäre. Auch sie mache sich Sorgen, ob der Rettungsdienst unter der Maßnahme einer Vollsperrung überhaupt die Praxis und somit den Patienten erreichen könne.

„Das funktioniert“, antwortet Hübel. Bei der Begehung seien Vertreter der Polizei, der Feuerwehr sowie des Rettungsdienstes dabei gewesen. Zudem: „Bei einem Notfall oder etwa einem Brand müssten sofort alle Maschinen und Bauarbeiter weg weichen, um einen Rettungseinsatz nicht zu gefährden.“ Dass es im Zuge der Vollsperrungen zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen in den Siedlungen kommen könnte, sei hingegen nicht zu verhindern. Diese Befürchtung äußerten einige der Anwesenden. Auch aus diesem Grund forderte Hubertus Berhörster, dass zukünftig auch eine öffentliche Veranstaltung stattfinden müsse. „Die Bürger wurden nicht eingeladen, sie wissen nicht, was auf sie zukommt!“.

Ganz unberührt von den Baumaßnahmen in Stadtoldendorf wird Eschershausen auch nicht bleiben. Der überregionale Verkehr, vor allem der Lkw-Verkehr, soll während der Sanierungsphase durch Eschershausen umgeleitet werden, wie Oliver Nagel angab. „Der Lkw-Verkehr soll ab Lenne über Eschershausen geführt werden“, so Nagel. Ebenso verhalte es sich mit Lkw, die aus Holzminden kommen und in Höhe Abzweigung Arholzen/ Lobach über Eschershausen geführt werden sollen. Dafür sollen an beiden Stellen große Plantafeln aufgestellt werden.

Skeptisch zeigte sich uns gegenüber Jörg Adelsberger, betroffen durch den zweiten Bauabschnitt. „Wir sind der Meinung, dass die Straße aus Kostengründen nicht halbseitig gesperrt wird“, sagte er uns nach der Informationsveranstaltung. Skepsis zeigte er auch hinsichtlich des genannten Zeitplanes: Sie wollen im Mai anfangen und haben noch keine Ausschreibungen gemacht. Fraglich, ob sie überhaupt so schnell die Handwerksunternehmen kriegen.“

Fotos: Kai Pöhl/ Ingenieurbüro Ludwig und Partner