Stadtoldendorf (rus). Der Bedarf drängt bereits seit Jahren: Die Eltern warten händeringend auf Krippenplätze, die Liste ist groß. Nun sollen endlich die lang ersehnten Plätze mitten in Stadtoldendorf entstehen. Die Bauarbeiten am und im Leitzenhaus, einem der ältesten Gebäude der Stadt, haben begonnen. Große Herausforderungen markieren den Weg: Nicht nur der ehrgeizige Zeitplan, die Einrichtung bereits im August 2018 zu eröffnen, sondern auch die Sanierung des historischen Fachwerkgebäudes selbst mit allerlei Überraschungen.

„Es ist ein schwieriges Gebäude“, erklärt Dipl.-Ing. Thorsten Müller-Rauschgold, der verantwortliche Architekt für die Baumaßnahme inmitten der Stadt Stadtoldendorf. „Das Gebäude wurde über Jahrhunderte immer wieder umgestaltet, in jedem Raum warten Überraschungen“, führt er weiter aus. Erst kürzlich mussten beispielsweise die beiden schweren Schornsteine entfernt werden, eigentlich wollte man diese erhalten. Doch Risse und mangelnde Standfestigkeit im unteren Bereich machten den Abriss notwendig.

Doch all diese Herausforderungen nimmt das Planungsbüro aus Holzminden offenbar gerne an, im Inneren wurden schon Balken gesichert und verstärkt und sogar schon eine neue Decke eingezogen. In Zusammenarbeit mit einem externen Statiker wird die Tragfähigkeit erneuert und permanent überprüft. Im Außenbereich haben in dieser Woche nun auch erste Baggermaßnahmen begonnen, um Gestrüpp zu beseitigen und die Baugrube für den benötigten Anbau auszuheben.

Das Leitzenhaus bekommt einen modernen Anbau für neue Räume

Wirkt das Leitzenhaus von außen wie ein Massivbau, verbirgt sich dahinter tatsächlich ein Fachwerkgebäude. Während im Inneren des Leitzenhauses die Räumlichkeiten für insgesamt zwei Krippengruppen mit jeweils 15 Plätzen im Erdgeschoss sowie im Obergeschoss zwei Kindergartengruppen, eine mit 25 und eine Kleingruppe mit ca. 10 Kindern entstehen, finden weitere Nutzräume in einem extra Anbau ihren Platz. Dort sollen weitere sanitäre Anlagen gebaut werden, die im Hauptgebäude nicht mehr untergebracht werden konnten, sowie weitere Personalräume und eine Küche. Auch ein weiteres Treppenhaus gibt es hier, das zudem auch als weiterer Fluchtweg fungiert.

Der Anbau erfolgt an der Rückseite des Gebäudes, wo auch der Zugang zur Freifläche liegt. „Den Leitzengarten wollen wir unbedingt als Frei- und Spielfläche für die Kinder erhalten“, so die Planungen des Architekten. Kurzeit-Parkplätze für das Bringen und Abholen der Kinder sollen an der Stiftstraße entstehen. Der Haupteingang bleibt wie gewohnt an der Vorderseite des Hauptgebäudes. „Hier müssen wir sehen, ob wir später noch zusätzliche Maßnahmen für eine Verkehrsberuhigung durchführen“, sagt Thorsten Müller-Rauschgold, wodurch der Eingangsbereich zu Krippe und Kindergarten noch einmal „entschärft“ werden soll.

Dem Denkmalschutz Rechnung tragen: Altes erhalten, Modernes einfügen

Natürlich gibt es Anforderungen an heutige Krippen und Kindertagesstätten und so werden im Inneren nicht nur die Räume neu zugeschnitten, gesichert und saniert, sondern auch die komplette Haustechnik wird ausgetauscht. Dazu gehören unter anderem die gesamte Elektrik ebenso wie eine neue Heizungsanlage, neue sanitäre Anlagen und Rohrleitungen und sogar neue Fenster. Im Fokus steht dennoch, das Gebäude zwar modern nach neuesten Anforderungen zu sanieren, aber trotzdem die Elemente des historischen Gebäudes sichtbar zu erhalten. „Wir sind dazu permanent in enger Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Holzminden“, so Müller-Rauschgold. Es sollen etwa Teile des Sandsteins und des Fachwerks auch später sichtbar sein und bewusst den historisch-modernen Charme des Leitzenhauses betonen.

Stadtarchiv ja, Museum nein

Weiterhin soll im Obergeschoss des Leitzenhauses das Stadtarchiv entstehen, das Einwohner später einmal zu Recherchezwecken nutzen dürfen. Die Unterbringung des einst hier residierenden Stadtmuseums hat man wieder verworfen. „Es gab ursprünglich eine andere Planung, die wurde aber durch den Rat verworfen“, sagt der Architekt aus Holzminden. Dazu sei auch eine Änderung des Bauantrages eingereicht worden, um die Kapazität an Plätzen im Leitzenhaus zu erhöhen. Insgesamt sollen es jetzt rund 65 Kinder und Kleinkinder sein, die hier zeitgleich betreut werden können. 30 Kleinkinder in den beiden Krippengruppen, eine Kindergartengruppe mit 25 Kindern sowie eine Kleingruppe mit zirka 10 Kindern. Das alles lässt sich die Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf einiges kosten. Müller-Rauschgold: „Hier werden insgesamt zwei Millionen Euro verbaut“. Eine stolze Summe, die aber in die Zukunft der Kinder in Stadtoldendorf gut investiert sein dürfte.

Sollten alle Baumaßnahmen nach Plan laufen, könnte die Einrichtung, so sieht es der „Wunsch-Zeitplan“ vor, bereits im August 2018 eröffnet werden. Bis dahin gilt es aber sicherlich noch, die eine oder andere Herausforderung innerhalb des Gebäudes zu meistern. „Das Wichtigste ist jetzt gutes Wetter, unter fünf Grad können draußen keine großen Maßnahmen stattfinden“, so der Dipl. Ing. Thorsten Müller-Rauschgold abschließend. Der Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Anders machte sich am Donnerstag ein Bild von den beginnenden Baumaßnahmen und freut sich über das, was an dieser Stelle entsteht.

 

Fotos: rus, Müller-Rauschgold