Hannover (red). Nach einer stürmischen Kältephase stehen in den kommenden Tagen niedersachsenweit wieder höhere Temperaturen und weitere Niederschläge an – ideale Bedingungen für Amphibien, um sich auf die alljährliche Wanderung zu ihren Laichplätzen zu begeben. „Spätestens am Wochenende werden die Tage und Nächte vielerorts mild und niederschlagsreich ausfallen, es kann davon ausgegangen werden, dass die Wanderungen dann noch zunehmen“, sagt Ludger Frye vom NABU Vechta.

Die nun zu erwartenden Wanderungen wären nicht die erste Aktivität von Amphibien in diesem Jahr. Aufgrund des bisher sehr milden Winters wurden im Landkreis Vechta bereits während des ganzen Monats Januar Einzeltiere von Grasfrosch und Kammmolch und Ende Januar unter anderem 15 adulte Kammmolche in sogenannter Wassertracht beobachtet. „Spätestens seit Beginn dieser Woche kann dort von Amphibienwanderungen von mehreren Arten (Grasfrosch, Teich- und Bergmolche, Erdkröte) gesprochen werden, doch auch in weiteren Teilen Niedersachsens machen sich die Tiere nach und nach auf den Weg“, schildert Ludger Frye. „Die jährliche Amphibienwanderung startet damit etwa drei Wochen früher als gewöhnlich. Man muss das auch vor dem Hintergrund des Klimawandels sehen.“

Entsprechend früh werden nun auch wieder zahlreiche NABU-Aktive an stark frequentierten Straßenabschnitten zum Schutz der Tiere vor dem Straßenverkehr Amphibienschutzzäune aufbauen. Diese Zäune halten die Kröten und Frösche davon ab, die Straßen zu überqueren. Allein in Niedersachsen sind Amphibienschützer der NABU-Gruppen an über 140 Standorten aktiv, stellen Fangzäune auf und legen bisweilen auch Ersatzlaichgewässer an. Ohne dieses vielfache, ehrenamtliche Engagement wäre es um unsere Kröten und Frösche deutlich schlechter bestellt. Auch wenn immer mehr feste Amphibienquerungen gebaut werden, gibt es bundesweit immer noch hunderte Stellen, an denen Naturschützer Leitzäune aufstellen. „Die anwandernden Tiere sammeln sich in Eimern, werden dann über die Straße getragen, statistisch erfasst und wieder freigelassen“, erklärt Ralf Berkhan vom NABU-Landesfachausschuss Feldherpetologie und Ichthyofaunistik. „Zusätzliche Helferinnen und Helfer sind stets hochwillkommen. Auch für Anfänger ist diese Tätigkeit gut geeignet, ebenso für Kinder und Jugendliche.“

Doch nicht überall können Zäune aufgestellt werden, in manchen Bereichen mit hohem Amphibienaufkommen findet sich deswegen das Gefahrenzeichen „Amphibienwanderung“, welches davor warnt, dass Tiere die Fahrbahn überqueren. Der NABU Niedersachsen bittet darum, generell und vor allem an solchen gekennzeichneten Abschnitten Rücksicht zu nehmen auf wandernde Kröten, Frösche und Molche. „Dazu gehört auch, sich vor allem in den Nacht- und frühen Morgenstunden vorsichtig auf den Straßen zu bewegen und die Geschwindigkeit in den gekennzeichneten Bereichen zu reduzieren“, so Berkhan.

Bereits während der Kaulquappenphase erfolgt die Prägung der Amphibien auf das Laichgewässer. Zur Fortpflanzung kehren viele Arten an ihr Geburtsgewässer zurück. Die Winterquartiere wie Hecken, Kiesgruben, Wälder aber auch Gärten liegen in bis zu 500 Metern Entfernung von den Laichgewässern, in denen Kröten, Frösche und Molche auf Paarungssuche gehen. Eine gewaltige und gefährliche Strecke für die kleinen Tiere.

„Die wandernden Amphibien benötigen unsere Rücksicht und Hilfe. Mithelfer sind herzlich willkommen. Schauen Sie mal bei einer NABU-Gruppe vorbei“, appelliert Ralf Berkhan, „viele Gruppen betreuen jetzt Krötenzäune und erläutern gerne den Einsatz für diese Tiere“.

Foto: NABU, Jonathan Fieber