Gellersen (red). Der diesjährige Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hat eindrucksvoll gezeigt, wie viel Potential in den ländlichen Gemeinden des Landkreises Hameln-Pyrmont steckt.
Am 3. und 4. September 2024 präsentierten die Dörfer Eimbeckhausen, Nienstedt, Gellersen und Grupenhagen der Jury ihre kreativen Ansätze zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Dorfgemeinschaft. Das Ziel des Wettbewerbs ist es, die Lebensqualität in den ländlichen Gebieten zu fördern, das bürgerschaftliche Engagement zu würdigen und den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaften zu stärken. Die Jury des Landkreises, bestehend aus Vertretern der Politik, Umweltverbänden und Leader-Regionen, zeigte sich beeindruckt von den vielfältigen Projekten, die in den teilnehmenden Dörfern umgesetzt werden.
Bei der Siegerehrung am Freitag in der Hamelner Sumpfblume wurden die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Bewertungskommission verkündet.
Der Sieg des Wettbewerbs auf Kreisebene geht an Gellersen, das mit seinen ca. 160 Einwohnerinnen und Einwohner besonders geehrt wurde. Neben den Preisgeldern für die Dörfer werden die zwei besten Plätze für den Landeswettbewerb nominiert. Die finanziellen Mittel zur Förderung weiterer Projekte werden an die vier Dörfer wie folgt verteilt:
- Platz: Gellersen - 1.500, 00 €
- Platz: Grupenhagen - 1.000,00 €
- Platz: Eimbeckhausen - 750,00 €
- Platz: Nienstedt - 250,00 €)
Landrat Dirk Adomat freute sich sehr über die Bewerbungen der vier Dörfer und lobte das große Engagement. „Der Wettbewerb ‚Unser Dorf hat Zukunft‘ zeigt eindrucksvoll, wie innovative Ideen und ein starkes bürgerschaftliches Engagement dazu beitragen, dass die ländlichen Regionen des Landkreises Hameln-Pyrmont auch in Zukunft attraktiv und lebenswert bleiben“, betont Landrat Dirk Adomat. Ganz wichtig sei hierbei „das gemeinschaftliche Engagement innerhalb der Dorfgemeinschaften, das vor allem das Vereinsleben, das Ehrenamt und die Nachbarschaftshilfe prägt“, so der Landrat.
Der Vorsitzende der Bewertungskommission Thomas Jürgens lobte die gelungenen Bereisungstage und das große Engagement der Dörfer. Aus seiner Sicht lebt dieser Wettbewerb insbesondere von der Begeisterung und „die“, so Jürgens, „war überall deutlich spürbar.“ Weiterhin erklärt er, dass alle vier Teilnehmerdörfer „sehr gute Ergebnisse erzielen konnten und ihre Zukunftsfähigkeit deutlich unter Beweis gestellt haben“.
Die Bewertungen im Detail
Eimbeckhausen: Ein Dorf mit Industriegeschichte und sozialem Mittelpunkt
Eimbeckhausen beeindruckte die Jury mit seiner Mischung aus Tradition und Zukunft. Ein besonderes Highlight war das Stuhlmuseum, das nicht nur die Geschichte der Stuhlindustrie im Deister-Süntel-Tal nachzeichnet, sondern auch als soziokulturelles Zentrum des Ortes fungiert. Neben dem Museum und einem intakten Vereinsleben konnte das Dorf auch durch eine moderne Infrastruktur punkten, darunter das neue Feuerwehrhaus, ein renaturierter Schulhof und der in Ausbau befindliche Edeka-Markt. Trotz einiger Herausforderungen, wie leerstehenden Gebäuden, zeigt Eimbeckhausen eindrucksvoll, wie es mit kreativen Projekten die Dorfgemeinschaft stärkt. Besonders hervorzuheben in Eimbeckhausen ist auch das Familienzentrum Kolibri mit einer breiten Facette an verschiedenen Angeboten von Hebammenleistungen bis hin zu Freizeitaktivitäten und Seminaren.
Nienstedt: Die „Perle im Deister“ setzt auf Zusammenhalt
Auch Nienstedt überzeugte mit seinem Engagement. Das Dorf verfügt über ein vielseitiges Angebot für Jung und Alt, wie etwa den „Mini-Löschzwergen“ im Rahmen der Jugendarbeit der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, dem Mini-Buchclub Nienstedt und regelmäßigen öffentlichen Austauschtreffen. Das große Engagement der Dorfgemeinschaft zeigt sich auch an den initiierten Maßnahmen zur Nachnutzung des ehemaligen Landschulheims. Besonders hervorzuheben ist auch die moderne Internetseite des Dorfes. Hier werden neben allgemeinen Informationen zum Dorf auch die aktuellen Neuigkeiten geteilt sowie die Dorfgemeinschaft informiert. Bei der Bereisung konnte insbesondere die starke Gemeinschaft im Dorf und das rege Vereinsleben wahrgenommen werden.
Gellersen: Mit innovativen Ideen in die Zukunft
In Gellersen stehen Zusammenhalt und Zukunftsorientierung im Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Hier wird seit über einem Jahrzehnt daran gearbeitet, das Dorf fit für die kommenden Herausforderungen zu machen. In Gellersen hat die bereits seit zehn Jahren bestehende „Zukunftswerkstatt“ gezeigt, wie eine engagierte Dorfgemeinschaft erfolgreich Projekte zur Dorfentwicklung umsetzen kann. Die Dorfgemeinschaft hat bereits zahlreiche innovative Projekte angestoßen, die weit über die Dorfgrenzen hinaus Beachtung finden. Ein besonderes Highlight ist der jährlich stattfindende Höfeflohmarkt, der nicht nur die Dorfbewohner, sondern auch zahlreiche Besucher aus der Region anzieht. Besonders stolz ist das Dorf auf seine Teilnahme an überregionalen Veranstaltungen wie der „Großen Weserrunde“, einem Radfahr-Event, das den kleinen Ort in den Fokus der Touristen im Weserbergland rückt. Gellersen zeigt, dass auch ein kleines Dorf große Impulse setzen kann – sowohl für seine Bewohner als auch für die ganze Region.
Grupenhagen: Nachhaltige Dorfentwicklung und Gemeinschaft im Fokus
Grupenhagen setzt ebenfalls auf seine Zukunftswerkstatt, die sich Themen wie der Energiewende und insbesondere der Förderung der örtlichen Gemeinschaft widmet. Besonders das Quartierskonzept, das eine nachhaltige Wärmeversorgung und möglicherweise sogar eine eigene Stromproduktion zum Ziel hat, stieß auf große Anerkennung. Der Wettbewerb biete dem Dorf die Chance, seine Bemühungen weiter zu stärken und als Vorbild für andere ländliche Gemeinden zu dienen. Neben der Energiewende stehen auch kulturelle und soziale Projekte im Vordergrund. So haben sich in Grupenhagen kreative Formate wie das „Dorfkino“ und die „Dorfzeitung“ etabliert. Auch in Sachen Mobilität zeigt sich das Dorf innovativ: Durch die Errichtung von Mitfahrbanken soll eine Verbesserung der Verkehrsverbindungen erprobt werden, um die Lebensqualität der Bewohner zu steigern. Die vielfältigen Initiativen zeigen, dass Grupenhagen ein Ort ist, an dem Menschen aktiv die Zukunft gestalten.
Ein Wettbewerb mit Ausblick auf die Zukunft
Im Gegensatz zum früheren Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“, bei dem vor allem das äußere Erscheinungsbild und die Infrastruktur im Vordergrund standen, berücksichtigt der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ eine weitaus breitere Palette an Aspekten. Es geht nun um die ganzheitliche Dorfentwicklung, die auf den spezifischen Ausgangsbedingungen der Dorfgemeinschaft aufbaut. Im Fokus stehen dabei nicht nur die sichtbaren Ergebnisse, sondern auch der Prozess, die Ideen und das Engagement der Bewohner. Die Bewertungskriterien reichen von der Förderung des sozialen Zusammenhalts und kulturellen Lebens bis hin zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und der aktiven Mitgestaltung des Dorfes durch seine Gemeinschaft. Die Jury honoriert daher besonders die Initiativen, die das Dorf zu einem lebenswerten und zukunftsfähigen Ort machen, an dem sich alle Generationen wohlfühlen. Dabei wurden auch die individuellen Gegebenheiten, insbesondere die Einwohnergröße der Dörfer, berücksichtigt, was die Bewertung zu einer anspruchsvollen Aufgabe machte, da die verschiedenen Ausgangslagen nur schwer direkt vergleichbar waren.
Foto: Landkreis Hameln-Pyrmont