Samstag, 23. November 2024 Mediadaten Fankurve
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Hameln (red). Zwölf Stockwerke hoch ist allein das gewaltige Betriebsgebäude, die Getreidesilos am anderen Ufer des Hamelner Hafenbeckens messen 61 Meter, und beides leuchtet bereits von weitem weizengelb in der Sonne: Auch mehr als zehn Jahre nach ihrer Stilllegung im März 2013 sind die Gebäude der ehemaligen Kampffmeyer-Mühle Hamelns monumentalster Leerstand. Die Stadt setzt dem allmählichen Verfall der Industrie-Brache nun ein Ende: Sie hat von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und das knapp 15.000 Quadratmeter große Areal gekauft.

2016 hatte ein Schweizer Investor den gesamten Komplex am Hafen gekauft, vier Jahre später futuristische Pläne für eine mögliche Nachnutzung vorgelegt. Umgesetzt wurden diese Pläne allerdings nie. Und auch sonst gab es keine tragfähigen Konzepte für das nach Ende des Zweiten Weltkrieges errichtete Betriebsgebäude und die in den 1950er und 1960er Jahren erbauten Silos, so stadtbildprägend sie auch sein mögen: Notwendige Sanierungsarbeiten waren bereits in den letzten Betriebsjahren durch die Vereinigte Kunstmühlen AG (VK) mit Sitz in Hamburg ausgeblieben, der Betrieb hatte seit 2011 Verluste in Millionenhöhe eingefahren. 2015 waren die Maschinen abtransportiert worden, zurückblieb ein ausgeschlachtetes Industrie-Relikt aus extrem schwerem Stahlbeton. Immer wieder war der zurückgelassene „lost place“ in den folgenden Jahren Vandalismus zum Opfer gefallen: Im Oktober 2019 war in dem 50 Meter hohen Mühlengebäude ein Großbrand ausgebrochen, 2021 hatte das Maschinenhaus auf dem Dach des Silos gebrannt. Zuletzt hatte die Feuerwehr im Januar 2024 einen Brand im Getreidesilo löschen müssen.

Eine Umnutzung des Gebäude-Ensembles sieht die Stadt Hameln entsprechend nicht vor: Der Wesermühlen-Komplex soll abgerissen werden. So will es die Stadtplanung, so will es der Hamelner Rat. An Ideen für die dann freiwerdende Fläche mangelt es nicht: Bereits 2017 war ein mögliches Hafenquartier im städtebaulichen „Gesamtkonzept Weserufer“ Teil der Planungen gewesen. „Wir haben den Hafen bereits seit sieben Jahren auf der Agenda“, sagt Hamelns Oberbürgermeister Claudio Griese. „Wir beschäftigen uns schon seit vielen Jahren mit dem Gedanken, wie das Hafen-Areal entwickelt werden könnte.“ Vor diesem Hintergrund hatte sich die Stadt 2019 auch das Vorkaufsrecht für die ehemaligen Wesermühlen gesichert.

Was könnte nun also rechts und links des Hafenbeckens entstehen? Ein Blick in andere Städte regt die Fantasie an: In Celle entsteht mit der Allerinsel direkt am Rande der Altstadt ein urbanes Wohnquartier inklusive Bootsanleger, eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Nordrhein-Westfalen ist die „Freiheit Emscher“ in Bottrop auf früheren Bergbauflächen entlang des Rhein-Herne-Kanals. Bremerhaven bekommt ein ganz neues Stadtviertel rund um eine ehemalige Werft – das „Werftquartier“. Konkrete Pläne für Hamelns neues Hafenquartier haben die Stadtplaner noch nicht in der Schublade. Aber: „Nirgendwo sonst in der Stadt haben wir ein solches Potential im Hinblick auf die Stadtentwicklung“, sagt Griese. Mit Blick auf die Historie des rund 1,5 Hektar großen Areals könnte sich der Oberbürgermeister vorstellen, der 1200-jährigen Mühlengeschichte der Stadt, die sich sogar im Stadtwappen zeigt und die mit der Stilllegung der Wesermühlen ein Ende fand, ein Denkmal zu setzen: „Denkbar wären optische Elemente oder eine entsprechende Namensgebung.“

Erst einmal steht aber viel Arbeit an. Bereits im Herbst soll die Ausschreibung der Abbrucharbeiten vorbereitet werden, diese werden voraussichtlich sechs Monate dauern. Griese: „Das wird eine Aufgabe für das nächste Jahrzehnt.“

Foto: COBE

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