Hameln/Holzminden (red). Die Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes, Dilek Baydak-Stadelmann, gab am 23. März die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden bekannt. Mit der Bekanntgabe verabschiedete sich die Polizeioberrätin nach 1,5 Jahren zugleich aus der Inspektion. Sie wechselt mit Wirkung vom 01. April 2023 in die Polizeidirektion Hannover und wird dort zukünftig ein landesweites Projekt leiten.

"Wir wollen, dass Sie sicher leben! - Das ist unser Credo.", leitete Baydak-Stadelmann die Bekanntgabe ein: Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten in der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden stieg von 10.554 auf 11.669 Fälle, eine Steigerung um 10,56%. Die Strafverfahren teilen sich zwischen den Landkreisen wie folgt auf: Landkreis Hameln-Pyrmont 8.214 (2021: 7.155); Landkreis Holzminden 3.455 (2021: 3.399).

"Die erhöhten Werte lassen sich durch die Lockerung der Corona-Maßnahmen erklären. Nichtsdestotrotz liegt die Gesamtzahl der Straftaten damit weiterhin unter dem Zehnjahresdurchschnitt." erörterte die Polizeioberrätin.

Die Aufklärungsquote (AQ) ist um 2,71% auf 69,43% leicht gesunken. Insgesamt konnten im Jahr 2022 5.897 Tatverdächtige ermittelt werden. "Mit unserer Aufklärungsquote liegen wir 7,70% über dem Landesdurchschnitt und haben die zweithöchste Aufklärungsquote in Niedersachsen. Mit diesem Ergebnis können wir als Inspektion sehr zufrieden sein.", führte Baydak-Stadelmann weiter aus. Für den Landkreis Hameln-Pyrmont lag die Häufigkeitszahl (HZ) im Jahre 2022 bei 5.514 (2021: 4.816) und für den Landkreis Holzminden bei 4.945 (2021: 4.841). Die HZ, als bundesweit bedeutende Kennzahl zur objektiven Messbarkeit der Sicherheit bzw. der Kriminalitätsbelastung, gibt an, wie sicher eine Region ist. Es handelt sich hierbei um die Anzahl der registrierten Straftaten hochgerechnet auf 100.000 Einwohner. Damit liegen beide Landkreise unter der niedersachsenweiten HZ von 6.528.

Verteilung der Straftaten nach Deliktstyp

Straftaten gegen das Leben:

In diesem Deliktsbereich wurden 2022 insgesamt zehn Straftaten in der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden verzeichnet. Die AQ lag bei: 70 %

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Im Bereich der Straftaten gegen sie sexuelle Selbstbestimmung wurden 2022 mit 395 Taten bedauerlicherweise 56 Straftaten mehr registriert, als 2021 (339), eine Steigerung um 16,52%.

Diese Steigerung begründet sich durch die erhöhten Fallzahlen im Bereich Kinder- und Jugendpornographie, wo aufgrund von neu etablierten, digitalen, teils global vernetzten, strukturierten und organisierten Ermittlungsarbeiten mehr Taten aufgedeckt werden konnten. Erfreulicherweise konnte hier eine AQ von 94,94% erreicht werden.

Eigentumsdelikte:

Im Bereich der Eigentumsdelikte liegt die Anzahl erfasster Straftaten bei 3.145 (2021: 2.539), eine Steigerung um 606 Taten. Die AQ liegt bei 40,99% und liegt damit über der AQ des Landes Niedersachsen mit 34,83%.

Leider musste im Deliktsbereich des Wohnungseinbruchdiebstahls eine Steigerung von 22,13% verzeichnet werden (von 122 Taten 2021, auf 149 Taten 2022). Jedoch konnte die AQ in diesem Bereich mit 26,17% auf hohem Niveau gehalten werden (2,05% über Landesdurchschnitt).

Rohheitsdelikte:

Im Deliktsbereich der Rohheitsdelikte (Körperverletzungs- Raub- und Freiheitsdelikte) ist eine Steigerung um 313 Taten auf 2.357 (2021: 2.044) zu verzeichnen. Die AQ liegt mit 93,89% (2021: 94,28%) nach wie vor auf einem hohen Niveau.

Vermögens- und Fälschungsdelikte:

Es wurden 1.855 Straftaten registriert. Eine Zunahme von 114 Taten (2021: 1.741), was einer Steigerung von 6,55% entspricht. Die AQ ist in diesem Deliktsbereich auf 73,69% gesunken (2021: 79,78%).

Sonstige Straftatbestände:

Hierunter fallen Straftaten wie Erpressung, Widerstand, Hausfriedensbruch, Vortäuschen von Straftaten, Hehlerei, Brandstiftung, Sachbeschädigung, Ausspähen von Daten, etc. Insgesamt wurden 2022 2.673 (2021: 2.521) Straftaten in diesen und weiteren Bereichen der sonstigen Straftatbestände registriert. Dieses entspricht einer Steigerung von 6,03%. Die AQ liegt bei konstanten 62,40 % (2021: 64,89%).

Strafrechtliche Nebengesetzte:

Strafrechtliche Nebengesetzte sind u.a. Verstöße gegen das Kunsturheberrechtsgesetz, Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz, etc. Hier konnte ein Rückgang um 125 Straftaten auf 1.234 verzeichnet werden (2021: 1.359). Die AQ lag bei 95,87% und damit nur 0,16% unter dem Wert des Vorjahres.

Jugendkriminalität:

Nachdem die Fallzahlen der Jugendkriminalität 2021 deutlich rückläufig waren (1.270 Straftaten), war im Jahr 2022 mit 1.542 Straftaten wieder ein deutlicher Anstieg auf das Niveau vor der Coronavirus-Pandemie zu verzeichnen.

Straftaten zum Nachteil älterer Menschen: Die Anzahl der registrierten Fälle stieg in der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden von 393 (2021) auf 425 (2022), von denen es in 334 Fällen glücklicherweise bei einem Versuch blieb. 91 Taten wurden vollendet, bei denen ein Gesamtvermögensschaden von 279.736 EUR (2021: 362.390 EUR) entstand.

"Im Jahr 2022 sind die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen um rund 30 Prozent auf eine mittlere vierstellige Anzahl angestiegen. In rund 84 Prozent der Taten blieb es beim Versuch. In den übrigen 16 Prozent der Taten ist ein Schaden im niedrigen einstelligen Millionen Euro-Bereich erfasst worden. Diese Entwicklung dürfte im Wesentlichen damit zu erklären sein, dass dieses Vorgehen trotz aller medialer Befassung und (polizeilicher) Präventionsarbeit noch immer funktioniert und Täter weiterhin genug Geld bei relativ geringem Entdeckungsrisiko generieren können. Wir stellen vor diesem Hintergrund fest, dass wir dieses Phänomen nur mithilfe intensiver Präventionsarbeit aller beteiligten Akteurinnen und Akteure von Polizei, Bankenwirtschaft, Medien und Opferhilfeeinrichtungen wirksam eindämmen können: Bleiben Sie daher wachsam und achten Sie auf Seniorinnen und Senioren in Ihrem Umfeld!" rät die Präsidentin der Polizeidirektion Göttingen, Gwendolin von der Osten. (Anmerkung: Frau von der Osten bezieht sich auf die Zahlen der Polizeidirektion Göttingen.)

Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte und Rettungskräfte: Sowohl Widerstand gegen, als auch tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen nimmt seit Jahren zu. Die Beamten der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden wurden 2022 in 57 Fällen Opfer von tätlichen Angriffen (2021: 37) und sogar in 63 Fällen Opfer von Widerstandshandlungen (2021: 57).

Rauschgiftdelikte:

In diesem Deliktsbereich konnte ein Rückgang von 10,3% festgestellt werden. Die AQ liegt bei 96,90%, eine Steigerung um 0,13% im Vergleich zu 2021.

Abschließend sagte Polizeioberrätin Baydak-Stadelmann: "Vor allem auch dank der hervorragenden und engagierten Arbeit der Beamtinnen und Beamten der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden wurde wiederholt ein niedriges Kriminalitätsniveau erreicht. Dies spiegelt sich auch in der hohen Aufklärungsquote als Gradmesser für die polizeiliche Arbeit wider, bei der unsere Region einen Spitzenplatz im Land Niedersachsen belegt. Der Polizei im Weserbergland ist es gelungen, die Sicherheit im öffentlichen Raum weiter zu erhöhen und dies nicht nur durch repressive Maßnahmen, sondern auch durch moderne Präventionsarbeit in enger Kooperation mit ihren Netzwerkpartnern.

Auf diesen Erfolgen werden wir uns selbstverständlich nicht ausruhen, es liegen vielfältige Herausforderungen vor uns als Polizei und als Gesellschaft. Wir sehen diese Erfolge viel mehr als Anregung, unsere motivierte Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger des Weserberglands fortzuführen. Ab April werden die Beamtinnen und Beamten des zentralen Kriminaldienstes diese Arbeit unter neuer Führung fortsetzen, ich hinterlasse ein tolles und engagiertes Team."

Inspektionsleiter Kinzel dankte seiner Leiterin Zentraler Kriminaldienst für die exzellente Führungsarbeit und die daraus resultierenden Ergebnisse und wünschte für die kommen Aufgaben viel Erfolg. "Ich lasse sie nur sehr ungern nach Hannover ziehen, habe aber volles Verständnis für die Entscheidung, einer heimatnäheren Verwendung den Vorzug zu geben".

Foto: Polizei